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Transportlogistik: Einzug der 4.0-Technologien nur schleppend

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Ulm – Staumeldungen, Feinstaub-Alarm und Warnungen vor einem Verkehrskollaps: 350 Milliarden Leerkilometer werden jedes Jahr auf Europas Straßen zurückgelegt (Quelle: Europäische Kommission). Das wird sich ändern: 4.0-Technologien halten Einzug in die Transportlogistik. Sie beschleunigen die Digitalisierung, ermöglichen allen Beteiligten Echtzeit-Kollaboration, treiben die Automatisierung voran und revolutionieren die Branche. Gemessen am verkehrspolitischen Potenzial und den wirtschaftlichen Vorteilen besteht bei den Unternehmen allerdings noch viel Luft nach oben. In welchen Bereichen und Branchen besteht Nachholbedarf? Welche Zukunftsthemen sollten Verlader umgehend auf ihre Agenda setzen? Das hat jetzt eine aktuelle Studie der RWTH Aachen University in Zusammenarbeit mit der Transporeon Group herausgefunden.

Unter dem Begriff „Transportlogistik 4.0“ haben die Forscher des Cybernetics Lab IMA/ZLW & IfU der RWTH Aachen University verschiedene marktreife Technologien sowie in der Entwicklung befindliche technologische Trends zusammenfassend analysiert und Unternehmen verschiedener Branchen und Größe zu ihrer aktuellen Praxis befragt. Eine Erkenntnis der Erhebung: Derzeit nutzen die befragten Unternehmen im Schnitt erst 37,5 Prozent des gesamten Digitalisierungspotenzials. Beispiele aus der Praxis sind der Einsatz moderner Kommunikationsmedien wie Apps, die digitale Erfassung aller wichtigen Transportdaten oder die onlinebasierte Bearbeitung der Transportdokumente. Trotz möglicher Arbeitszeitersparnisse und -erleichterungen wickeln, das ergibt die Studie, erst zwölf Prozent aller Unternehmen ihre transportrelevanten Dokumente vollständig digital ab. Vorreiter sind der Handel, die Consumer- und Automobilbranche sowie der Maschinenbau. Hier werden diese Dokumente von bis zu 80 Prozent der befragten Unternehmen bereits ganz, überwiegend oder immerhin schon zum Teil online abgewickelt. Je größer ein Unternehmen ist, desto weiter ist es auf dem Weg der Digitalisierung bereits vorangeschritten.

Transportlogistik: Einzug der 4.0-Technologien nur schleppend
Quelle: Transporeon GmbH/teamtosse GmbH

4.0-Technologien revolutionieren die Transportlogistik

Die 4.0-Welt eröffnet mittels Schnittstellen Zugriffsmöglichkeiten auf Dienste und Services anderer Akteure – was die flexible Vernetzung in Form dynamischer Netzwerke möglich macht. Hier liegt das größte Potenzial für die Transportlogistik: „Informationen werden in Echtzeit verfügbar, wodurch sich die Transparenz und die Flexibilität erhöhen. Von dieser Entwicklung profitieren alle Beteiligten, weshalb die Logistik der Zukunft durch Kooperation selbst konkurrierender Mitbewerber geprägt sein wird. Diese Dualität von Konkurrenz und Kooperation auf Märkten wird als Coopetition – Kooperationswettbewerb – bezeichnet“, erklärt Peter Schmidt, Geschäftsführer und CCO der Transporeon Group.

Die neuen Technologien haben in der Transportlogistik also große Wirkung: Transporteure, die mit Gewinnmargen von unter drei Prozent operieren, können durch eine konsequente digitale Vernetzung, beispielsweise über cloudbasierte Logistikplattformen, ihre Lkw besser auslasten, mit kürzeren Warte- und Standzeiten Kosten sparen und ihre Mitarbeiter effizienter einsetzen. Verlader wiederum erhöhen mit dem Einsatz moderner Technologien die Ladeproduktivität, was die Transportkosten reduziert. Hinzu kommen optimierte Abläufe entlang der gesamten Wertschöpfungskette, die wiederum die Prozesskosten senken.

Vernetzung über geschlossene Kooperationsplattformen

In der 4.0-Welt sind alle Akteure der Wertschöpfungskette miteinander vernetzt. Sie teilen gemeinsame Ziele (z.B. Liefermengen, Zeitfenster) und nutzen gemeinsame Ressourcen zum Vorteil aller Beteiligten. Kooperationsplattformen erleichtern dabei die Zusammenarbeit und Koordination. Beispielsweise können Verlader über cloudbasierte Plattformen für tagesaktuelle Transporte automatisch einen großen Pool angeschlossener Speditionen anfragen. Eine weitere Erleichterung: Spediteure buchen selbst freie Zeitfenster für die Be- oder Entladung. Und der Sendestatus kann online von beiden Partnern lückenlos nachverfolgt werden – ohne zeitraubende Telefonate oder aufwendig verwaltete, nur einseitig einsehbare Excel-Tabellen. Die vorliegende Studie zeigt jedoch: Aktuell schöpfen die befragten Unternehmen dieses Kooperationspotenzial im Schnitt nur zu gut einem Drittel (38%) aus. Und sogar in diesem Bereich fortschrittliche Verlader aus Handel, Pharma-, Chemie-, Consumer-, Automobil- oder Baustoffbranche erreichen gerade einen Kooperationsgrad zwischen 40 und 50 Prozent.

Basis für die intelligente Informationsnutzung: Digitalisierung und Kooperation

In zunehmender Vernetzung und enger Kooperation liegen wichtige Potenziale für die Transportlogistik. Sie liefern eine Fülle an wertvollen Daten. Heute kommen sie z.B. in Marktbeobachtungs-Tools zum Einsatz und werden zum Benchmarking herangezogen. Das ist jedoch erst der Anfang. Die Trends der Zukunft heißen „Big Data“ und „Predictive Analytics“: denn aus den Daten lassen sich weitreichende Erkenntnisse und Vorhersagen über künftige Entwicklungen extrahieren.

Trotz des weitreichenden Potenzials nutzen, wie die Studie belegt, weniger als 20 Prozent der befragten Unternehmen ein Marktbeobachtungs-Tool. Nur in der Baustoffbranche sind diese schon bei 22 Prozent der Befragten gängige Praxis. Hingegen ist Benchmarking für Frachtraten über alle Branchen hinweg weit verbreitet. Aber auch hier setzen nur wenige Betriebe geeignete, spezialisierte Tools oder externe Dienstleister ein. Entsprechende Lösungen kommen bislang erst bei Konzernen mit über einer Mrd. Euro Umsatz zu 44 Prozent zum Einsatz. Aspekte der Weiterverarbeitung von Daten sind in der Studie in einem Informationsnutzungsgrad zusammengefasst worden. Dieser beträgt im Durchschnitt 39 Prozent.

4.0-Kompetenzen müssen Standard werden

Die Studie zeigt anhand quantitativer Gesichtspunkte auf, dass viele Unternehmen die weitreichenden Potenziale moderner Technologien in der Transportlogistik noch nicht erkannt haben. „Der Einführung von 4.0-Technologien sollte über die gesamte digitale Wertschöpfungskette hinweg eine zentrale Rolle zukommen, insbesondere für Entscheider aus Industrie und Wirtschaft. Die in der Studie adressierten, digitalen Kompetenzen müssten sich als industrielle Standard-Anforderungen etablieren. Viele Unternehmen zeichnen sich jedoch weiterhin durch erheblichen Nachholbedarf aus, während bei technologischen Vorreitern bereits Trends wie autonomes Fahren oder additive Fertigungsverfahren Einzug halten. Diese werden, gemeinsam mit den disruptiven Potenzialen der Big-Data-Ära, die Zukunft der Transportlogistik nachhaltig revolutionieren“, mahnt Prof. Dr. Sabina Jeschke, Head des Cybernetics Lab IMA/ZLW & IfU an der RWTH Aachen University, zum raschen Handeln.

Quelle: Transporeon GmbH/teamtosse GmbH

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