Volatilität – was ist das und welche Auswirkungen hat sie auf die Wirtschaft
Volatilität – des einen Freud, des anderen Leid
Die Kurse von Wertpapieren oder Indizes bewegen sich permanent, hier wirken sich nicht nur Angebot und Nachfrage, sondern vor allem außerordentliche Ereignisse oder Entwicklungen aus: Die Corona-Pandemie und ihre noch gar nicht absehbaren Folgen hinterlassen hier ebenso Spuren wie neue Technologien, die etablierte Märkte durcheinander wirbeln können. Vor allem dann, wenn die Prognosen zur künftigen Entwicklung weit auseinandergehen, können heftige Kursausschläge für Turbulenzen sorgen. Genau dieses Auf und Ab der Kurse wird mit dem Begriff Volatilität umschrieben – und daraus lassen sich wichtige Schlüsse ziehen.
Volatilität – historisch und implizit
Der Begriff Volatilität wird bevorzugt im Zusammenhang mit den Wertpapiermärkten verwendet, um als Risikokennzahl die Schwankungsintensität des Preises eines Wertpapiers oder eines Indizes bezogen auf den Mittelwert zu beschreiben. Das Prinzip: Je höher der Kurs vom Mittelwert abweicht, desto höher die Volatilität – und damit je nach Sichtweise die Unsicherheit oder aber die Chancen. Ausschlaggebend für die Entwicklung der Kurse sind einerseits langfristige Trends, andererseits vor allem punktuelle Impulse, die die Meinungen der relevanten Investoren und Anleger ändern können. Wächst die Unsicherheit wegen unerwarteter Ereignisse, reagieren die Marktteilnehmer sehr unterschiedlich. Einige handeln sofort, andere sitzen die Krise aus.
Wird den Deutschen zum Beispiel allgemein unterstellt, die Volatilität lediglich als eine Kennziffer für das Risiko zu bewerten und aus Sicherheitsbedenken eine gewisse Aktienaversion zu pflegen, nutzen professionelle Investoren die Kursbewegungen gezielt aus. Sie sichern einfach größere Kursschwankungen mit den geeigneten Instrumenten ab, um diese Marktbewegungen geschickt für den Ein- und Ausstieg auszunutzen. Doch es gilt zu unterscheiden: Die historische Volatilität beschreibt die Schwankung eines Kurses in der Vergangenheit, die implizite schaut nach vorne und stellt eine Prognose dar, was letztendlich nicht mehr als eine theoretische Hochrechnung auf der Grundlage der Preise für Optionen ist.
Messung und Berechnung – Volatilität als Risiko-Indikator
Zur Berechnung der historischen Volatilität wird die Statistik herangezogen: Der als Gerade oder Kurve abzubildende gleitende Mittelwert gilt als Maßstab, um die sogenannte Standardabweichung anzuwenden. Hier liegen reale Werte vor, die sich einsetzen lassen, um ein absolutes oder prozentuales Ergebnis zu erhalten.
In puncto implizite Volatilität, die sich längst am Markt durchgesetzt hat, sieht die Situation anders aus: Hier werden die Preise für Optionen am Terminmarkt herangezogen, um die vorherrschenden Markterwartungen in Form verschiedener Indizes abzubilden. So präsentiert der NDAX-New zm Beispiel die prognostizierte Volatilität der im DAX enthaltenen Aktien für die nächsten 30 Tage, der VIX die Erwartungen für den S&P500 und der VSTOXX für die Werte im EuroStoxx50. Hier wird die Maßeinheit Prozent verwendet. Zeigt der VDAX-New zum Beispiel 20 Prozent an, erwarten die Marktteilnehmer Schwankungen von 20 Prozent – und zwar um den DAX-Mittelwert und innerhalb der kommenden vier Wochen. Das klingt alles kompliziert, lässt sich aber in einer professionellen Wissensdatenbank zum Thema Buchhaltung ausführlich nachlesen – und vor allem ausnutzen.
Volatilität bewerten – umsichtig handeln
Anleger – und zwar sowohl Privatpersonen als auch Unternehmen – sollten sich mit dem Thema Volatilität befassen, denn ein derart errechneter Wert will richtig eingeschätzt werden: Für deutsche Aktien wurde in den letzten Jahren eine Volatilität von weniger als 20 Prozent errechnet. Das änderte sich zu Beginn des Jahres 2019, als der Index auf 24 Prozent stieg. Damit bewegen sich die deutschen Aktien im Bereich der europäischen, deren Volatilität einen Wert zwischen 20 und 30 Prozent ergibt, während für die US-Wertpapiere 15 bis 25 Prozent typisch sind. Es hängt also nicht nur von den Märkten selbst, sondern auch von den veranlagten Zeiträumen ab, innerhalb welcher Spanne sich eine normale Volatilität bewegen sollte.
Welche Schlüsse daraus gezogen werden, hängt in erster Linie von der Risiko-Affinität des Anlegers selbst ab: Einerseits lassen sich mit mathematischen Berechnungen wahrscheinliche künftige Wertenwicklungen vorhersagen – und damit auch sich entwickelnde Risiken, die ein gezieltes Eingreifen erfordern. Andererseits eröffnet diese Kennziffer die zum eigenen Risiko-Profil passende Auswahl von Wertpapieren bzw. Fonds. Als Grundsatz gilt: Je mehr Erfahrungen ein Anleger mitbringt, desto größere Risiken kann er eingehen – und desto höher darf auch die Volatilität eines Wertpapiers sein.