Für den Mittelstand war 2022 das Jahr der harten Prüfungen. Was können wir vom Geschäftsjahr 2023 erwarten?
Kaum ein mittelständischer Unternehmer wird das Jahr 2022 jemals vergessen. Zunächst hatten die Corona-Krise und die staatlichen Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie weite Teile der mittelständischen Wirtschaft bis Anfang des Jahres hart getroffen. Auf das weitgehende Ende der Pandemie folgte dann nahtlos der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine mit gravierenden Lieferengpässen bei Rohstoffen, massiven Störungen der internationalen Lieferketten und der Rekordinflation. Noch ist ein Ende des Krieges mit all seinen Auswirkungen nicht absehbar. Staatliche Bemühungen, zumindest den Anstieg der Strom- und Energiepreise im Winter und Frühjahr 2023 zu begrenzen, stoßen auf ein geteiltes Echo.
Einer der renommiertesten Experten mittelständischer Unternehmen in Deutschland ist Matthias Aumann, der mit seiner Unternehmensberatung „Mission Mittelstand“ zahlreiche Unternehmen berät und selbst erfolgreicher mittelständischer Unternehmer ist. Die Erwartungen der Unternehmen, so die Mittelstandsexperten der Kreditanstalt für Wiederaufbau, seien pessimistisch „wie zuvor nur vor den beiden mit Abstand tiefsten Rezessionen in der Geschichte der Bundesrepublik: Der globalen Finanzkrise im Winter 2008/2009 sowie nach Ausbruch der Corona-Pandemie im ersten Halbjahr 2020“. Eine Regel gilt vor allem in herausfordernden Zeiten: Je professioneller ein kleines oder mittleres Unternehmen aufgestellt ist, desto leichter lassen sich die aktuellen Krisen überstehen. Gerade jetzt kann eine professionelle externe Beratung für viele Unternehmer eine wertvolle Unterstützung darstellen.
Ein krisenunabhängiges Thema schwebt dabei auch weiterhin über den Betrieben: Die Suche nach fachlich qualifizierten Mitarbeitern wird von vielen KMU‘s inzwischen als das größte zukünftige Hemmnis bei der Geschäftsentwicklung angesehen. Die Suche nach neuen Angestellten und andere Themen werden auch 2023 den Alltag vieler Unternehmen bestimmen, so Matthias Aumann: „Natürlich ist die Suche aufwendiger geworden, aber es gibt viele Regionen, in denen durchaus Fachkräfte zu finden sind, nur vielleicht nicht in der Heimatregion des Unternehmens. Dann müssen die Firmen in den weniger begehrten Regionen aktiv werden und sich um die Bewerber bemühen“.
Seit zwei Jahren steht das Problem, geeignete Mitarbeiter zu finden, ganz oben auf der Liste bei den Konjunkturumfragen der Deutschen Industrie- und Handelskammer. Dem deutschen Arbeitsmarkt gehen laut Handelskammer bis 2035 sieben Millionen Arbeitskräfte verloren. Grund dafür ist vor allem, dass viele Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer der sogenannten Babyboomer-Jahrgänge (1955 bis 1969) bald in Rente gehen.
Auch ohne Krisenbewältigung ist die zeitliche Auslastung von Geschäftsführerinnen und Geschäftsführern im Mittelstand oft extrem, 60-Wochen-Stunden sind die Regel. Freie Kapazitäten, um ein Unternehmen dann noch erfolgreich im Krisenmodus zu führen, gibt es meist nicht. Wenn wie im vergangenen Jahr Rohstoffe und Vorprodukte preislich abheben oder schlicht nicht lieferbar sind, steigt das Arbeitspensum weiter an. Eine zusätzliche Inflation muss unter Umständen zu mühsam analysierten Preisanpassungen oder zu langwierigen neuen Verhandlungen mit Zulieferern führen.
Durch die Geldentwertung können altbewährte Kundengruppen plötzlich beim Kaufen zurückhaltender werden, was den Vertrieb zur Chefsache macht. Aumann verfolgt bei seinen Mandanten trotzdem das Ziel, diese Arbeitslast auf ein erträgliches Maß zurückzuschrauben: Durch eine perfekte Betriebsstruktur und effiziente Führung, weil seiner Überzeugung nach nur so die Unternehmensspitze Zeit hat, sich auf die wichtigsten großen Themen und die Aufstellung des Betriebes für die Zukunft zu kümmern. Deswegen berät das Team von Aumann per Highend-Videokonferenzen, um Geld und Zeit der Kunden zu sparen.
Die Belastung der kleinen und mittleren Unternehmen seit Beginn 2020 hat längst volkswirtschaftliche Auswirkungen. Das Mittelstandpanel der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) kommt zu dem Resultat: „Wurden 2021 noch wenige Investitionen krisenbedingt gestrichen, ist aktuell davon nichts mehr sichtbar. Die extreme Unsicherheit der Energiekrise lässt Investitionspläne im Jahr 2022 massiv platzen. Noch nie verlief die krisenbedingte unterjährige Anpassung von Investitionsplänen im Mittelstand ähnlich scharf – selbst im Corona-Jahr 2020 nicht. Schätzungsweise 59 Milliarden Euro an Investitionen gehen verloren.“
Die mittelständischen Unternehmen stehen unter einem starken Margendruck, während der Geldbeutel bei potenziellen Kunden immer kleiner wird. In einer Befragung der Volksbanken gaben mehr als ein Drittel aller mittelständischen Unternehmen an, dass einzelne Geschäftsbereiche durch die derzeitigen Kostensteigerungen unrentabel und geschlossen werden könnten. Solche Überlegungen können oft durch eine konsequente Digitalisierung, durch neue Produktentwicklungen und die richtigen Fachkräfte unnötig werden, ist Matthias Aumann überzeugt.