RWE testet innovativen Energiespeicher: Unternehmen startet Power to Gas-Anlage mit höchstem Nutzungsgrad
Ibbenbüren – RWE hat am heutigen Montag ihre Power to Gas-Anlage im nordrhein-westfälischen Ibbenbüren offiziell in Betrieb genommen. Die hochmoderne Anlage ist Teil einer erstmalig verwendeten Systemlösung, die die örtliche Strom-, Erdgas- und Fernwärmeversorgung effizient miteinander verbindet. Überschüssiger Strom aus regenerativen Quellen wird hierbei in Wasserstoff umgewandelt, um ihn anschließend im Erdgasnetz zu speichern. Von dort aus kann er zu einem späteren Zeitpunkt für die Stromproduktion eingesetzt werden – und das bei höchstem Nutzungsgrad. Das Power to Gas-Verfahren gilt langfristig als eine der Schlüsseltechnologien für die künftige Energieversorgung.
Zur Inbetriebnahme waren zahlreiche Vertreter aus Politik, Wirtschaft, Energiebranche und Wissenschaft nach Ibbenbüren gekommen. Zu den Gästen zählten Garrelt Duin, Minister für Wirtschaft, Energie, Industrie, Mittelstand und Handwerk des Landes Nordrhein-Westfalen, Dr. Markus Pieper, Mitglied des Europäischen Parlaments, Ibbenbürens Bürgermeister Heinz Steingröver und Dr. Heinrich Dornbusch, Vorsitzender Geschäftsführer der Landesinitiative KlimaExpo.NRW.
„Diese hochmoderne Power to Gas-Anlage zeigt einmal wieder: NRW ist bundesweit das Energieland Nummer eins. Die Möglichkeit, überschüssigen Öko-Strom hier vor Ort zu speichern und später zu nutzen, ist eine innovative und technologische Spitzenleistung. Das Verfahren hat das Potenzial, eine zentrale Rolle für die Energiewende einzunehmen“, sagt NRW-Wirtschaftsminister Duin.
„Energiespeicher werden ein unverzichtbares Element unseres künftigen Stromsystems, in dem nach den Plänen der Bundesregierung in 15 Jahren bereits 50 Prozent des Bedarfs mit erneuerbaren Energien abgedeckt werden soll – das ist fast doppelt so viel wie gegenwärtig. Unser Stromnetz wird dann noch mehr leisten müssen als bisher. Eine beispielhafte Lösung für diese Rahmenbedingungen wird die Power to Gas-Technologie sein. Sie macht es möglich, auf die schwankende Einspeisung unmittelbar reagieren zu können“, sagt Dr. Arndt Neuhaus, Vorstandsvorsitzender der RWE Deutschland.
„Um überschüssigen Strom aus erneuerbaren Energien in unser Netz aufnehmen zu können, brauchen wir Alternativen zum herkömmlichen Netzausbau. Dies war der Antrieb, um in diese Technologie einzusteigen. Der Wasserstoff, der durch die Elektrolyse entsteht, kann gespeichert und später wieder verstromt werden. Der Vorteil dieser Art der Stromspeicherung ist die enorme Infrastruktur, die das Erdgasnetz bereits heute bietet – große Speicherkapazitäten und ein leistungsfähiges Netz. Damit nicht genug: Mit einem Nutzungsgrad von 86 Prozent steht hier in Ibbenbüren die effizienteste Power to Gas-Anlage in Deutschland“, erklärt Dr. Joachim Schneider, Technikvorstand der RWE Deutschland.
„Nach dem Start des Projektes Grid4EU, dem intelligenten Verteilnetz nicht weit von hier im münsterländischen Reken, ist dies ein weiterer wichtiger Schritt auf dem Weg zur europäischen Energiewende. Darauf kann die Region stolz sein“, betont der EU-Abgeordnete Dr. Markus Pieper.
Ibbenbürens Bürgermeister Heinz Steingröver: „Wir freuen uns sehr, dass RWE Deutschland Ibbenbüren als Standort für ihre Power to Gas-Anlage gewählt hat und wir damit Teil eines spannenden Forschungsprojektes sind. Dies ist auch Ausdruck unserer jahrelangen partnerschaftlichen Zusammenarbeit.“
Zentrales Element der Power to Gas-Anlage ist ein Elektrolyseur, in der Größe eines Schiffscontainers, der von dem britischen Unternehmen ITM Power gebaut wurde. Der Elektrolyseur wandelt nicht unmittelbar benötigten Strom aus regenerativen Quellen, wie Photovoltaik oder Windkraft, in Wasserstoff um, der anschließend über eine Gasdruckregelstation dem Erdgasnetz beigemischt wird. In dieser Gasdruckregelstation wird zudem die Abwärme des Elektrolyseurs eingesetzt. In Zeiten niedriger regenerativer Stromproduktion werden die zuvor eingelagerten Erdgasmengen dem Erdgasspeicher wieder entnommen und in einem Blockheizkraftwerk am RWE-Fernwärmenetz in Ibbenbüren zur Stromerzeugung eingesetzt. Die hierbei praktizierte Kraft-Wärme-Kopplung führt zu einer deutlich verbesserten Energieausnutzung in dieser Systemlösung. Die Power to Gas-Anlage von RWE in Ibbenbüren hat eine elektrische Nennleistung von 150 Kilowatt und erzeugt den Wasserstoff mit einem Druck von 14 bar.
Im Rahmen der Inbetriebnahme zeichnete die KlimaExpo.NRW die Anlage als Fortschrittsmotor für den Klimaschutz aus. Sie gehört damit zu den qualifizierten Projekten der Landesinitiative, die zusätzliches Engagement für den Klimaschutz initiieren will und auf das technologische und wirtschaftliche Potenzial Nordrhein-Westfalens in diesem Bereich aufmerksam macht. NRW-Wirtschaftsminister Garrelt Duin übergab gemeinsam mit KlimaExpo.NRW-Geschäftsführer Dr. Heinrich Dornbusch die begehrte Urkunde. „Wir freuen uns, dass die Power to Gas-Anlage Teil der KlimaExpo.NRW geworden ist. Die zeitliche Entkopplung von Stromproduktion und -verbrauch ist für die Energiewende immens wichtig. Hier wird eine Stromspeichertechnologie erprobt, die in unseren zukünftigen Netzen eine wesentliche Rolle spielen wird. Die Integration der erneuerbaren Energien wird damit verbessert und das Klima profitiert auch“, erklärt Dr. Heinrich Dornbusch.
Quelle: ots