Osnabrück (ots): Wie eine Trutzburg steht sie auf Sylt, die Kirche Sankt Severin in Keitum. Ihr Prunkstück aus dem Jahr 1230 ist der Taufstein aus der Bentheimer Gegend, mit mittelalterlichen Schiffen über Ems und Nordsee dorthin gebracht. Was haben uralte Transportwege mit dem Hier und Jetzt zu tun, in dem schon einmal Pflastersteine aus China zu uns geflogen wurden? Mit Blick in die Zukunft, in der ein immenser Anstieg des Verkehrsaufkommens erwartet wird, muss man sagen: sehr viel. Die Geschichte der Wasserstraßen zeigt, wie einfach sich Güter transportieren lassen, wenn man nur will.
Schon deshalb ist es falsch, dass Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer plant, die Ausgaben für den Ausbau der Flüsse und Kanäle einzufrieren. Dass er das dafür vorgesehene Geld auf die bedeutendsten Schifffahrtswege Deutschlands konzentrieren will, also etwa Rhein und Donau, hat im Bahnausbau seine Parallele: Die erwarteten Kosten von vier Milliarden Euro für das Projekt Stuttgart 21 liegen fast zehnmal so hoch wie die geplanten Schienen-Investitionen in allen fünf norddeutschen Bundesländern zusammen. Eine bedenkliche Schieflage. Die gilt es jetzt in Sachen Schifffahrt zu vermeiden. Gerade weil der Norden bahntechnisch zu kurz kommt, müsste sein Reichtum an Wasserstraßen wie der Ems viel stärker genutzt werden.