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Mindestlohn verkürzt Praktika

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München – Ein Jahr nach Einführung des Mindestlohns auch für Praktikanten zeigt sich: Das Praktikum hat sich durch die Gesetzesnovelle verändert. Das jedenfalls belegt der heute in Berlin anlässlich des „Tag der Praktikanten“ vorgestellte CLEVIS Praktikantenspiegel. Dieser ist mit mehr als 6.200 Teilnehmern Deutschlands größte Praktikantenstudie. Das Ergebnis: Praktikanten verdienen tatsächlich mehr als vor einem Jahr. Ihr Durchschnittsgehalt stieg um 10,6 Prozent von 859,27 Euro auf 950,43 Euro brutto im Monat. Mindestlohn relevante Praktika werden im Schnitt gar mit 1.240,18 Euro entlohnt. Überproportional stiegen die Gehälter bei Master-Studenten. Sie verdienen mit 1.079,82 Euro monatlich nun 15 Prozent mehr als im Vorjahr. Allerdings passen viele Arbeitgeber ihre Praktika offenbar auch den neuen Bedingungen an und setzen verstärkt auf Arbeitsverhältnisse, die vom Mindestlohngesetz ausgenommen sind. So werden Praktika deutlich kürzer. Die Anzahl der dreimonatigen Praktika, die vom Mindestlohn ausgenommen sind, verdoppelte sich und stieg anteilig an der Gesamtzahl der Praktika in Deutschland von elf auf 21 Prozent. Die durchschnittliche Praktikumsdauer fiel im vergangenen Jahr von rund sechs auf rund fünf Monate.

Initiator der Studie ist die HR-Unternehmensberatung CLEVIS Consult. Kooperationspartner ist die Jobbörse ABSOLVENTA Jobnet, eine Beteiligung der FUNKE Mediengruppe. Wissenschaftlich begleitet wird sie durch Prof. Dr. Marko Sarstedt, Inhaber des Lehrstuhls für Marketing der Otto-von-Guericke-Universität in Magdeburg.

Quellenangabe: "obs/CLEVIS Group"
Quellenangabe: „obs/CLEVIS Group“

Zustimmung zum Mindestlohn, aber eigener Erfahrungshorizont ist wichtiger

Bei den Praktikanten stößt der Mindestlohn grundsätzlich auf Zustimmung, allerdings finden sie andere Kriterien rund um ihr Beschäftigungsverhältnis wichtiger. Ihre Einschätzung: Zwar befürworten 78 Prozent prinzipiell die Einführung eines Mindestlohnes und für 81 Prozent ist dieser auch ein Merkmal für faire Arbeitgeber. Aber drei Viertel aller Praktikanten finden es wichtiger relevante Erfahrungen zu sammeln als angemessen zu verdienen. Die allgemeine Zufriedenheit mit dem Gehalt unter den Studienteilnehmern stieg demnach auch nur geringfügig von 52,4 Prozent im vergangenen Jahr auf 55,7 Prozent in diesem. Die Zahl der explizit Unzufriedenen fiel ebenfalls nur unwesentlich von 22 auf 19 Prozent.

„Unsere Studie zeigt deutlich, dass die Gründe für ein Praktikum in erster Linie darin liegen, zu lernen, den eigenen Lebenslauf aufzuwerten sowie die betreffende Branche des jeweiligen Arbeitgebers kennen zu lernen. Die Gehaltsfrage spielt nur eine untergeordnete Rolle. Der Mindestlohn wird zwar prinzipiell begrüßt, ist aber nicht das Kernargument für oder gegen ein Praktikum“, erläutert Studienleiterin Kristina Bierer von CLEVIS Consult.

Praktikanten sind zufriedene Arbeitnehmer und machen Überstunden

Insgesamt ist das Image des Praktikums nach wie vor bemerkenswert gut. 87 Prozent der im CLEVIS Praktikantenspiegel befragten Teilnehmer sind oder waren mit ihrem Praktikum zufrieden. Besonders hoch ist der Grad der Zufriedenheit mit den Arbeitsbedingungen (89 Prozent), der Aufgabengestaltung (81 Prozent) sowie dem Teamklima (81 Prozent). Entsprechend hoch wird auch die Qualität der Work-Life-Balance von Praktikanten eingestuft: Auf einer Skala von 1 (sehr schwach) bis 7 (sehr hoch) ordnen sie dieser einen Wert von 5,76 zu und das obwohl viele von ihnen länger arbeiten als es die Regel ist. Denn: Immerhin 39 Prozent aller Praktikanten absolvieren Überstunden – im Durchschnitt arbeiten sie 39,3 Wochenstunden. Am meisten Arbeitszeit verbringen Praktikanten in Unternehmensberatungen (43,8 Stunden), Personalberatungen (41,1 Stunden) sowie in der Konsumgüterindustrie (40,6 Stunden) am Arbeitsplatz. Vergleichsweise kürzere Arbeitswochen haben Praktikanten in den Branchen Maschinenbau (37 Stunden), Telekommunikation (37 Stunden) und Finanzen (36,5 Stunden) – interessanterweise alles Branchen, die besonders stark vom Mangel an Fachkräften betroffen sind. „Unternehmen aus Branchen, die dem „War for talents“ besonders stark ausgesetzt sind, sind bemüht, ihren Praktikanten, die nach ihrem Studium meist begehrte Kandidaten für eine Festanstellung sind, ein möglichst optimales Praktikum zu bieten, um sie nicht schon frühzeitig zu verprellen“, interpretiert Kristina Bierer die Ergebnisse.

Ins Ausland? Ja – aber nicht im Praktikum

Der Großteil der Praktikanten zeigt sich übrigens wenig mobil. Fast die Hälft (48 Prozent) von Ihnen absolviert ein Praktikum am eigenen Wohnort. Nur ein Drittel wagt sich weiter als 200 Kilometer von zu Hause weg, um Praxiserfahrungen zu sammeln. Zudem: Während 48,5 Prozent aller Praktikanten in der Schule oder im Studium bereits mindestens sechs Monate im Ausland waren, sind nur 13 Prozent von ihnen auch für ein Praktikum bereits ins Ausland gegangen.

Quelle: ots

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