Professorin Dr. Hanna Schramm-Klein mit den wiedergewählten Präsidium der IHK Siegen: v. l. Christian Kocherscheidt, Klaus Th. Vetter, Axel E. Barten, Rupprecht Kemper und Franz J. Mockenhaupt.
Siegen, 27. Juni 2012 – Während bundes- und landesweit die Bedeutung des Dienstleistungssektors zu- und die des Industriesektors abnimmt, verläuft die Entwicklung im Bezirk der Industrie- und Handelskammer Siegen (IHK) umgekehrt. Dies wird auch daran deutlich, dass bei der nächsten Wahl zur IHK-Vollversammlung im Frühjahr 2014 der Anteil der Industrievertreter noch einmal erhöht werden muss. Die Vollversammlung, das Parlament der regionalen Wirtschaft, muss, so verlangt es der Gesetzgeber, in ihrer Zusammensetzung ein Spiegelbild der regionalen Wirtschaft sein.
Dies wird in regelmäßigen Abständen überprüft und dann in der Wahlordnung für die Vollversammlung festgelegt. In ihrer diesjährigen Sommersitzung am 20. Juni hat die Vollversammlung der IHK eine neue Wahlordnung verabschiedet, die einen deutlich höheren Anteil von Industrievertretern vorsieht. Diese Erhöhung erfolgte aufgrund einer vorausgegangenen Prüfung, die ergeben hatte, dass gemessen an der Zahl der Unternehmen, der Höhe der Gewerbeerträge und der Zahl der Mitarbeiter, das Dienstleistungsgewerbe, der Einzel- und der Großhandel sowie das Kredit- und Versicherungsgewerbe in der Summe zwei Sitze abgeben müssen, die dem Industriesektor zuwachsen. Insgesamt sitzen 43 Mitglieder in der Vollversammlung, von denen 20 dem Bereich Industrie und Bau und 23 dem Dienstleistungsbereich im weitesten Sinne zugeordnet sind.
Klaus Th. Vetter, IHK-Präsident: „ Der starke mittelständische Industriesektor ist das Rückgrat unserer regionalen Wirtschaft, ohne den wir die wirtschaftlichen Erfolge der letzten Jahrzehnte nicht erreicht hätten. Er wird hervorragend komplettiert durch starke industrie- und konsumorientierte Dienstleister im Handel, im Kredit- und Versicherungsgewerbe. Eine gesunde Mischung, für deren Erhalt wir die erforderlichen Rahmendaten setzen müssen“.
Gast der Vollversammlung war Professorin Dr. Hanna Schramm-Klein, die ihre Untersuchung zum Innovationsverhalten der heimischen Unternehmen den Mitgliedern vorstellte. Die Studie, die im Auftrag der IHK erstellt wurde, beleuchtet die Innovationsfähigkeit und die Innovationstätigkeit heimischer Unternehmen. Die offenkundige Wettbewerbsstärke der Unternehmen und deren nationale sowie auch internationale Markterfolge stehen oft im eklatanten Widerspruch zu regelmäßig veröffentlichten Statistiken, die der heimischen Wirtschaft bestenfalls mittelmäßige Plätze im bundesweiten Vergleich zuweisen. In ihrer Studie erklärt Professorin Schramm-Klein, dass gerade bei den in der Region dominierenden mittelständischen und meist inhabergeführten Unternehmen die üblichen Rankingmaßstäbe für Innovation schlichtweg „nicht passen“.
Hier findet Innovation eher versteckt statt, wobei allerdings der Erfolg durchaus sichtbar ist. Mit den üblichen Bewertungskriterien, wie zum Beispiel der Zahl der angemeldeten Patente, der Anzahl wissenschaftlicher Mitarbeiter, expliziter Budgets für Forschung und Entwicklung, kann bei Großkonzernen eventuell die Innovationstätigkeit gemessen werden, nicht aber bei kleinen und mittleren Betrieben, erklärte Professorin Schramm-Klein. Treiber für Innovationen sind hier vielmehr die Fokussierung auf die Kundeninteressen, die unmittelbare Entwicklung und Umsetzung von Innovationen im Produktionsprozess und teilweise die durchaus bewusste Vermeidung von Patentanmeldungen im Interesse schnellstmöglicher Produkterfolge.
Trotz aller berechtigten Zufriedenheit mit dem eigenen Standing auf den nationalen und internationalen Märkten sollten Unternehmen aber deutlich stärker als bisher über Potenziale für Kooperationen nachdenken, mahnte Professorin Schramm-Klein.
Wettbewerb zwischen konkurrierenden Unternehmen muss nicht zwingend Kooperationen ausschließen. Vielmehr sollte es darum gehen, langfristig und ernsthaft alle Chancen auszuloten, um gemeinsam aus Kooperationen Synergien zu schöpfen, die die kooperierenden Unternehmen letztlich insgesamt stärken können. Dies würde die regionale Industriestärke weiter fördern.
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