Europäische Risikomanager prognostizieren rückläufige Kreditnachfrage in Europa
München (ots) – FICO, ein führender Anbieter von Predictive Analytics und Lösungen für Decision Management und die European Financial Marketing Association (Efma) geben die Ergebnisse des zweiten “European Credit Risk Survey” bekannt. Für die Umfrage wurden europaweit Risikomanager mit Schwerpunkt Kreditrisiko zu ihrer Einschätzung des Kreditmarkts in den kommenden sechs Monaten befragt. Der Umfrage zufolge hat sich die Kunden-Bank-Beziehung vielerorts in den vergangenen Monaten verändert. Die Mehrheit der Risiko-Experten ist außerdem wieder optimistischer und befürchtet weniger Zahlungsausfälle bei Verbrauchern und Kleinunternehmern. Wie schon im Februar zeigten sich Risikomanager aus Deutschland, Österreich und der Schweiz besonders optimistisch, während in Spanien und Portugal weiterhin die Skepsis überwiegt. Allerdings hat sich auf der iberischen Halbinsel im Vergleich zur letzten Erhebung die Stimmung etwas aufgehellt.
Steigende Ansprüche an Serviceleistungen
Einstimmig sind die Befragten der Meinung, dass sich die Beziehung der Kreditinstitute zu ihren Kunden verändert hat. Auf Verbraucherseite steigen die Ansprüche an Serviceleistungen (79%) sowie das Interesse an Vermögensaufbau (79%). Parallel dazu rechnen zwei Drittel der Befragten mit einem Rückgang bei der Kreditnachfrage sowie bei der Inanspruchnahme ungesicherter Kredite. Auch in Deutschland, Österreich und der Schweiz besteht ein erhöhtes Interesse an Service und dem Aufbau von Vermögenswerten – das glauben zumindest 72 bzw. 73 Prozent der befragten Risikomanager aus dieser Region. Eine rückläufige Nachfrage oder zögerliche Inanspruchnahme ungesicherter Kredite sieht hier allerdings nur jeder zweite Risikomanager (54%). Besonders zurückhaltend bei der Kreditaufnahme sind den Experten zufolge die Briten (85%). Der Umfrage zufolge haben englische Kreditinstitute auch am meisten an Kundenvertrauen verloren.
“In ganz Europa hat die Rettung von Banken mit Staatsgeldern das Vertrauen der Verbraucher erschüttert. Am härtesten hat es allerdings die Briten getroffen”, erklärt Phillip Sertel, Senior Director DACH, Central Eastern Europe bei FICO in München. “Jenseits des Kanals sprechen drei Viertel der Befragten von einem Vertrauensverlust, während im europäischen Durchschnitt nur 52 Prozent und in der DACH-Region nur 45 Prozent diese Meinung vertreten. Für die Kreditinstitute steht nun die Wiederherstellung von Vertrauen durch verschiedene Kundenprogramme ganz oben auf der Agenda.”
Europäischer Hypothekenmarkt bleibt schwierig
Problemkind Nummer eins in Europa bleibt der Hypothekenmarkt. 84 Prozent der Befragten erwarten in diesem Segment keine Verbesserung oder eine Verschlechterung bei den Forderungsrückständen. Im Februar waren lediglich 69 Prozent dieser Meinung. Bei den Überziehungskrediten sieht knapp ein Drittel keine Veränderung der Situation. Lediglich 41 Prozent gehen von einer Verschlechterung aus – im Februar waren dies noch 48 Prozent. Jeder Vierte rechnet sogar mit einer Verbesserung (im Februar: 10%). Ähnlich verhält es sich mit den Krediten für kleine und mittelständische Unternehmen (KMU). Experten aus Deutschland, Österreich und der Schweiz schätzen zudem die Bedienung von Krediten durch KMU positiver ein, als noch im Februar. Jeder Zweite (54%) rechnet sogar mit einem Rückgang der Forderungsausfälle bei KMU.
Abbau von Nachfrageüberhang in Europa, weniger Überangebot in DACH
Wie im Februar rechnen die Experten wieder mit einem Nachfrageüberhang in Europa, allerdings in leicht abgeschwächter Form, denn mehr Risikomanager gehen gleichzeitig von einer Ausweitung der Kreditvergabe aus. Rund jeder Dritte erwartet eine Zunahme der Kreditvergabe an Privatkunden (29%) sowie an kleine und mittelständische Unternehmen (27%). 43 Prozent sagen diese Entwicklung für beide Gruppen voraus. Bei KMU wird die Nachfrage jedoch schneller steigen, als das Angebot – rund 60 Prozent rechnen mit steigender Nachfrage in diesem Segment, lediglich 43 Prozent mit einer Ausweitung des Kreditvolumens. In Deutschland, Österreich und der Schweiz wird der Mehrheit der Risikomanager (70%) zufolge auch die Nachfrage von Seiten der Verbraucher anziehen und die Kreditvergabe entsprechend zunehmen. 80 Prozent der Experten sieht diesen Trend auch bei KMU. Allerdings rechnen hier nur knapp zwei Drittel mit einer Zunahme des Kreditvolumens (60%).
Multiple Strategien für mehr Profitabilität
Um die Profitabilität zu stärken, fokussiert sich die Mehrheit der Befragten (90%) bereits heute auf die Gewinnung von Kunden im mittleren und gehobenen Kundensegment oder wird dies in naher Zukunft tun. Parallel dazu nehmen die Institute Kunden mit geringerem Ausfallrisiko ins Visier (77%). Allerdings bestätigten lediglich 16 Prozent der Befragten, ihr Institut habe schon neue Produkte eingeführt, um die Profitabilität zu verbessern. 69 Prozent gaben jedoch an, Pläne in diese Richtung zu schmieden. In Deutschland, Österreich und der Schweiz gaben 90 Prozent der Befragten an, neue Produkte seien bereits im Angebot oder in Planung.
An der Umfrage nahmen europaweit über 100 Risikomanager von 91 Kreditinstituten teil. Der Report steht im Internet zum Download bereit unter:
Orginal-Meldung: http://www.presseportal.de/pm/83201/2069337/umfrage-europaeische-risikomanager-prognostizieren-ruecklaeufige-kreditnachfrage-in-europa/api