Ford verdreifacht Flotte autonomer Entwicklungs-Fahrzeuge, Sensor- und Software-Tests werden erweitert
Köln – Ford wird dieses Jahr seine Flotte von autonom fahrenden Entwicklungsautos um 20 Fusion Hybrid-Limousinen erweitern. Künftig sind somit über 30 Ford Fusion Hybrid-Testträger auf den Straßen in Kalifornien, Arizona und Michigan unterwegs – dies entspricht einer Verdreifachung und bedeutet außerdem, dass Ford dann die größte Flotte autonomer Fahrzeuge in der gesamten Automobilindustrie betreibt. Zugleich erhalten diese Entwicklungsfahrzeuge eine neue Generation von Sensoren.
Ford forscht seit über einem Jahrzehnt an autonomen Fahrzeugen. Der Ausbau der Testflotte zahlt auf die globale Strategie Ford Smart Mobility ein. Mit diesem Plan möchte der Automobilhersteller in den Bereichen Konnektivität, Mobilität, autonome Fahrzeuge, Kundenerlebnis sowie Daten und Analyse neue Maßstäbe setzen. Die neuesten Modelle stellen bereits die dritte Generation autonomer Testfahrzeuge von Ford dar. Genau wie in der zweiten Generation basieren sie auf Ford Fusion Hybrid-Limousinen.
Neueste Sensoren-Generation für eine größere Reichweite
Ford verwendet für die neue, dritte Generation dieser Testfahrzeuge die neuesten LiDAR-Sensoren von Velodyne. Wegen ihrer Größe und Form erinnern diese Sensoren an Eishockey-Pucks – und heißen deshalb Solid-State Hybrid Ultra Puck[TM] Auto.
Die Sensoren weisen mit 200 Metern eine größere Reichweite auf und sind damit die ersten spezifisch für den Einsatz in Pkw konstruierten LiDAR-Sensoren, die mit verschiedenen Szenarios gleichzeitig umgehen können. „Ultra Puck“ wird die Entwicklung und Erprobung der virtuellen Fahrer-Software von Ford – dem steuernden „Gehirn“ der autonomen Fahrzeuge -beschleunigen.
Die Ultra Puck Auto-Sensoren sind so leicht und kompakt, dass sie zum Beispiel in den Seitenspiegeln verbaut werden können. Ein weiterer Vorteil des schlanken Designs: Ford reduzierte die Anzahl der LiDAR-Sensoren an den neuen Fusion Hybrid-Modellen von vier auf zwei und erzielt dennoch dieselbe Datenqualität sowie ein zielgenaueres Sichtfeld.
Mit den Velodyne LiDAR-Sensoren arbeitet Ford bereits seit gut einem Jahrzehnt und gehört damit zu den Pionieren dieser Sensortechnologie, die die Entwicklung des autonomen Fahrens maßgeblich mitbestimmt. LiDAR sendet pro Sekunde mehrere Millionen kurze Laserlicht-Impulse aus und erfasst darüber hinaus exakt die Beschaffenheit der Umgebung und die Distanz zu Objekten. Anhand dieser Daten erstellt der Fahrzeugrechner in Echtzeit hochauflösende dreidimensionale Bilder des Fahrzeugumfelds.
„Mit der Einführung der neuesten Generation von Computern und Sensoren wie den kleinen und kostengünstigeren Solid-State Hybrid Ultra Puck Auto-Sensoren kommt Ford dem Ziel eines vollautonom fahrenden Serienmodells immer näher“, bekräftigte Jim McBride, der Chefentwickler für autonome Fahrzeuge bei Ford.
Auch Verbesserungen bei den Testfahrzeugen
Die Hardware des Fahrzeugs, die permanent mit dem virtuellen Fahrer interagiert, ist ebenso wichtig. Daher weist die dritte Generation der autonom fahrenden Ford Fusion Hybrid weitere Verbesserungen auf. So wurden der Elektroantrieb, die Lenkung und die Bremsanlage doppelt verkabelt, um beim Ausfall eines Kreises stets ein sicheres Back-up zu haben.
Wie vor kurzem angekündigt, testet Ford ab diesem Jahr autonome Fahrzeuge auf den Straßen von Kalifornien. Zuletzt fanden die Erprobungen auf dem unternehmenseigenen Testgelände sowie auf öffentlichen Straßen in Michigan statt. Als erster Automobilhersteller überhaupt setzte Ford autonome Fahrzeuge in Mcity ein. Hierbei handelt es sich um ein fast 130.000 Quadratmeter großes Testgelände der Universität Michigan, das eine urbane Umwelt simuliert.
„Die Nutzung neuester Technologien und der Ausbau unserer Testflotte unterstreichen unsere Entschlossenheit, autonome Fahrzeuge einem breiten Kundenkreis zugänglich zu machen,“ betonte Technikvorstand Raj Nair, als Vizepräsident der Ford Motor Company zuständig für die globale Produktentwicklung. „Mit einer größeren Anzahl an autonomen Fahrzeugen auf der Straße treiben wir die Entwicklung intelligenter Software-Algorithmen voran“.
Ford hat langjährige Erfahrung mit autonomen Steuerungstechnologien
Die erste autonome Fahrzeuggeneration von Ford basierte auf einem F-250 Super Duty, mit dem der Konzern in den Jahren 2005 und 2007 an den DARPA Challenges teilnahm. Das Kürzel steht für die Defense Advanced Research Projects Agency, die Technologie-Abteilung des US-amerikanischen Verteidigungsministeriums. Als eines von nur sechs Teams stellte sich Ford sowohl dem DARPA-Wettbewerb in der Mojave-Wüste im US-Bundesstaat Nevada als auch der „Urban Challenge“ in bebautem Gebiet nahe dem kalifornischen Victorville. Die vier Ingenieure, die damals die Fahrzeuge vorbereiteten, gehören nach wie vor zum Entwicklungsteam des Unternehmens.
„Seit den DARPA-Wettbewerben haben wir große Fortschritte erzielt“, betonte Jim McBride. „Vor zehn Jahren konnte noch niemand überhaupt nur die Möglichkeiten dieser Technologie einschätzen. Heute befinden wir uns in einem Wettlauf, in dem die Realität selbst die ehrgeizigsten Träume übertrifft“.
Schon anhand der ersten autonomen Fahrzeuggeneration erkannte Ford, dass das vollautonome Fahren technisch machbar wäre und welche Forschungsanstrengungen dafür erforderlich sein würden.
2013 stellte Ford die zweite Generation vor – diesmal dienten Fusion Hybrid-Limousinen als Versuchsplattform. Dieses Modell bot wegen seiner besonders fortschrittlichen und umfassenden Fahrzeugelektronik die besten Voraussetzungen als Entwicklungsträger. An Bord befanden sich die kleineren, aber leistungsfähigen Velodyne LiDAR-Sensoren vom Typ HDL-32E. Die Serienfertigung eines autonomen Fahrzeugs rückte damit wieder ein Stück näher.
In der Forschungsflotte dieser zweiten Generation werden vor allem die zahlreichen Computer- und Sensor-Komponenten getestet, die für ein voll autonomes Fahren gemäß der Level-4-Vorgaben der internationalen Normierungsorganisation SAE erforderlich sind. Mitte 2015 wechselte Ford mit dieser Fahrzeuggeneration von der Forschungsphase in die Vorausentwicklung.
Gleichzeitig optimiert Ford zahlreiche weitere Sensortypen wie Kameras, Radar- und Ultraschallgeräte, die Kunden schon heute in semi-autonomen Assistenzsystemen unterstützen – so zum Beispiel der intelligente Geschwindigkeitsbegrenzer inklusive Verkehrsschild-Erkennungssystem, der aktive Park-Assistent mit Ein- und Ausparkfunktion, der Fahrspur-Assistent inklusive Fahrspurhalte-Assistent sowie der Pre-Collision-Assist.
Quelle: ots