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Baubranche 2023: Die Digitalisierung stockt, in Sachen Nachhaltigkeit geht es voran

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Von der Rekord-Inflation über den russischen Angriffskrieg in der Ukraine und die Corona-Pandemie bis hin zum Klimawandel: Die aktuellen Krisen machen auch vor der Bauindustrie nicht halt, wie eine aktuelle Studie der Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft PwC Deutschland (PwC) zeigt. Sechs von zehn Unternehmen geben an, dass sie die aktuelle Weltlage deutlich zu spüren bekommen. Dazu kommt: Während es in Sachen Nachhaltigkeit voran geht, stockt die Digitalisierung in der Branche.

„2022 war ein schwieriges Jahr für die Bauindustrie. Während die Branche anfangs relativ gut durch die Corona-Pandemie kam, treffen die Auswirkungen der geopolitischen Lage die Firmen nun mit voller Wucht“, kommentiert Rebekka Berbner, Partnerin bei PwC Deutschland im Bereich Capital Projects & Infrastructure.

Dabei belasten die Befragten insbesondere volatile Preisentwicklungen (92 Prozent) und Probleme in der Lieferkette (91 Prozent), aber auch die Verfügbarkeit von Rohstoffen (88 Prozent) und der zunehmende Kostendruck (87 Prozent) machen der Branche zu schaffen. Mehr als jedes zweite Bauunternehmen berichtet zudem, dass Projekte wegfallen (55 Prozent) und Umsätze einbrechen (53 Prozent).

Die Mehrheit der Unternehmen sieht in Folge der aktuellen Lage große Veränderungen auf die Branche zukommen: 65 Prozent wollen mittelfristig neue Geschäftsfelder entwickeln, 57 Prozent planen eine Neuausrichtung ihres Unternehmens und 49 Prozent wollen das Lieferantenportfolio umstrukturieren.

Bei der Digitalisierung kommt die Branche nicht vom Fleck

Ein wichtiger Mosaikstein, um in Krisenzeiten erfolgreich zu bleiben, ist die Digitalisierung. Aber gerade in diesem Bereich zeigt die Studie keine Fortschritte: Zwar attestiert jede:r zweite Befragte dem eigenen Unternehmen einen hohen Digitalisierungsgrad. Diese Zahl stagniert jedoch im Vergleich zum Vorjahr. Auch die digitale Baustelle wird noch einige Zeit auf sich warten lassen: Sechs von zehn Befragten sehen bei der Digitalisierung ihrer operativen Prozesse und der Anwendung digitaler Lösungen deutlichen Nachholbedarf. Gut aufgestellt sehen sie sich hingegen bei der Digitalisierung ihrer administrativen und projektbezogenen Prozesse.

Laut Expertin Rebekka Berbner erkennen immer mehr Unternehmen, welche Chancen der Einsatz digitaler Lösungen bietet. So sehen 88 Prozent der Befragten die Potenziale, die sich durch Simulation & Visualisierung für die Baubranche ergeben (+11 Prozentpunkte). Allerdings attestieren sich in diesem Bereich nur 36 Prozent gute Fähigkeiten (-4 Prozentpunkte). Die Diskrepanz zwischen Potenzialen und Fähigkeiten liegt folglich bei 52 Prozentpunkten – und damit 15 Prozentpunkte höher als im Vorjahr.

Diese Tendenz zeichnet sich auch bei anderen digitalen Lösungen ab, etwa dem Einsatz von Echtzeit-Reporting oder IoT-Lösungen auf der Baustelle. Verbesserungen lassen sich nur punktuell erkennen – zum Beispiel bei Drohnenüberwachung, Laserscanning sowie Robotik und Automatisierung. In diesen Bereichen konnten die Unternehmen die Differenz zwischen Potenzialen und Fähigkeiten etwas verkleinern.

Fachkräftemangel als größte Hürde für die Umsetzung digitaler Lösungen

„Wir beobachten, dass es den Unternehmen nicht gelingt, die für den gewinnbringenden Einsatz der Tools notwendigen Fähigkeiten aufzubauen. Ein wesentlicher Grund dafür dürfte auch im Fachkräftemangel liegen, der sich in der Baubranche wie überall deutlich verschärft“, resümiert Rebekka Berbner. Das bestätigen die Ergebnisse der Umfrage: So sind 91 Prozent der Meinung, dass die größte Hürde für die Nutzung digitaler Lösungen im fachlichen Know-how und dem Fachkräftemangel liegt. Das sind zehn Prozentpunkte mehr als im Vorjahr.

83 Prozent halten Nachhaltigkeit in der Bauindustrie für wichtig

Während die Branche in Sachen Digitalisierung scheinbar kaum vorankommt, nimmt das Thema Nachhaltigkeit an Fahrt auf: 83 Prozent der Befragten halten diesen Aspekt für wichtig – ein Plus von 15 Prozentpunkten im Vergleich zum Vorjahr. 61 Prozent der Unternehmen geben an, mindestens allgemeine Standards rund um Umwelt, Soziales und Unternehmensführung (kurz ESG) verabschiedet zu haben. Besonders deutlich ist der Zuwachs von Strategien im Bereich Governance & Compliance: 60 Prozent der Unternehmen verfügen hier mittlerweile über eine Strategie (Vorjahr: 49 Prozent); im Bereich Umwelt sind es 67 Prozent.

„Strategien zu entwerfen ist ein erster wichtiger Schritt. Nun muss es aber an die Umsetzung der Nachhaltigkeitsstandards im Unternehmensalltag gehen. Und da sehe ich noch großen Nachholbedarf“, so die Einschätzung von Christian Elsholz, Partner bei PwC Deutschland im Bereich Capital Projects & Infrastructure.

Denn nur 25 Prozent der Unternehmen, die angegeben haben, Standards zu haben (61 Prozent) setzen die verabschiedeten Standards auch vollumfänglich um. Handlungsbedarf besteht auch bei der Verankerung des ESG-Managements: Fast ein Drittel der Unternehmen (29 Prozent) hat diese Funktion noch überhaupt nicht in der Organisation integriert.

Quelle: PwC Deutschland

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