Berlin – Mit seiner Online-Petition „Keine Rentenpflicht für Selbstständige“ hat Tim Wessels aus Hamburg mehr als 80.000 Mitzeichner und Tausende Unterstützer im Internet aktiviert. Mittels neuer Medien brachte er landesweit eine wichtige Diskussion zu existenziellen Belastungen junger Unternehmer in Gang. Er bewahrte damit vor allem einkommensschwächere Selbstständige zunächst vor zusätzlichen bürokratischen Hürden und finanziellen Belastungen. Für sein beharrliches Engagement im Sinne des Gemeinwohls ist der 28-Jährige am 16. Mai 2013 mit dem 50.000 Euro dotierten „Werner-Bonhoff-Preis-wider-den-§§-Dschungel“ ausgezeichnet worden.
Gemeinsam mit einem Geschäftspartner betreibt Tim Wessels den IT-Dienstleister „fair+friendly“, der heute zehn Mitarbeiter in Hamburg und Münster beschäftigt. Als mehrere Zeitungen über Pläne einer Rentenversicherungspflicht für Selbstständige berichteten, bei der unabhängig vom Einkommen mindestens 350 Euro pro Monat fällig werden sollten, befürchtete er durch die staatlich verordnete Rentenvorsorge das Aus für viele junge Selbstständige, Gründer und selbstständige Geringverdiener. Fragen, wie deren Altersvorsorge mittels laufender, rechtsgültiger Verträge für Lebensversicherungen, Vorsorge durch Immobilien und private Rentenversicherungen anerkannt werden kann, hätte den Aufbau einer enormen Bürokratie bedeutet.
Aus diesem Grund reichte der Jungunternehmer eine sogenannte e-Petition beim Deutschen Bundestag ein. Das „Online-Gesuch“ wurde mit Unterstützern, die sich im Internet zusammengefunden hatten, über soziale Netzwerke verbreitet und innerhalb von vier Wochen von mehr als 80.000 Menschen mitgezeichnet.
Es kamen Gespräche mit Bundesarbeitsministerin Dr. Ursula von der Leyen zustande, mit denen auf die Einwände reagiert wurde. Die Pläne zur Rentenversicherungspflicht für Selbstständige liegen vorerst auf Eis.
Stiftungsvorstand Till Bartelt begründet die Wahl des Preisträgers im Namen der Jury: „Tim Wessels hat mit seiner Initiative in besonderer Weise als Gemeinwohlakteur gewirkt. Der Fall ist ein gutes Beispiel, wie kritisches Engagement idealerweise zu fruchtbaren Dialogen mit den Verantwortlichen führt.“
Die Werner Bonhoff Stiftung vergibt in ihrem Projekt „bureaucratic transparency“ seit 2006 jährlich den mit 50.000 Euro dotierten „Werner-Bonhoff-Preis-wider-den §§-Dschungel“. Ausgezeichnet werden unternehmerische Menschen, die Bürokratismus nicht einfach hinnehmen und damit Verbesserungen von „unten nach oben“ anregen. Die Stiftung ermutigt und befähigt unternehmerische Menschen, einen Beitrag zur notwendigen Kontrolle und Motivation der Verwaltung von außen zu leisten. Die Stiftung ist unabhängig und feierte im Jahr 2012 ihr zehnjähriges Bestehen.