Berlin – Für 90 % der Deutschen steht fest: Tiefkühllebensmittel haben die Vorratshaltung einfacher gemacht und das Kochen erleichtert. Das ist das Ergebnis einer repräsentativen Umfrage zum „Tag der Tiefkühlkost“, die der Verein „Die Lebensmittelwirtschaft e.V.“ in Zusammenarbeit mit dem Deutschen Tiefkühlinstitut e.V. in Auftrag gegeben hat.
Vor mehr als 80 Jahren revolutionierte die Innovation „Schockfrosten“ das Haltbarmachen von Lebensmitteln. Heute ist es das anerkannte Verfahren, um Lebensmittel schonend und bei gleichzeitigem Erhalt der Vitamine und Nährstoffe aufzubewahren. Die Deutschen schätzen das TK-Angebot vor allem, weil es Gemüse und Obst ganzjährig und vitaminreich zugänglich macht. Laut TNS-Umfrage sind 73 % der Deutschen überzeugt, dass dies eine wichtige Leistung der Tiefkühlprodukte ist.
Doch wer hat das Tiefkühlen von Lebensmitteln eigentlich erfunden?
Die Geburtsstunde der Tiefkühllebensmittel war am 6. März 1930: Im US-Bundesstaat Massachusetts konnten die Bewohner der Kleinstadt Springfield zum ersten Mal verpackte Lebensmittel in tiefgekühlter Form kaufen. Die ersten tiefgekühlten Lebensmittel waren Gemüse, Obst und Fisch. Weil es Tiefkühltruhen damals im Handel noch nicht gab, wurden die bereits vorhandenen Eiskremtruhen als Verkaufsgeräte genutzt. Heute ist das vielfältige Angebot aus den Tiefkühlabteilungen des Lebensmittelhandels für die tägliche Ernährung nicht mehr wegzudenken.
Der Amerikaner Clarence Birdseye gilt als Erfinder der Tiefkühlkost. Der Meeresbiologe unternahm in den Jahren 1915-1922 mehrere Forschungsreisen nach Labrador in Neufundland. Dort konnte er bei den Inuit beobachten, wie man den eisigen Lebensraum nutzbar machen kann: Um ihr Hauptnahrungsmittel – den Fisch – lange haltbar zu machen, froren Sie ihn einfach ein. Dazu hängten sie ihren frischen Fang oder die gerade erlegte Beute in den eisigen, bis zu minus 45 Grad Celsius kalten Wind. Binnen kürzester Zeit waren Fisch und Fleisch tiefgefroren. Die so haltbar gemachten Lebensmittel hielten den ganzen Winter über und schmeckten nach dem Auftauen auch nach Wochen und Monaten noch genauso frisch wie gerade gefangen oder erlegt.
Die Idee, Lebensmittel ohne Geschmacks- oder Qualitätsverlust für einen längeren Zeitraum schonend zu konservieren, faszinierte Birdseye sehr. Nun galt es eine Möglichkeit zu entwickeln, künstliche Kälte zu erzeugen.
Mit einem Budget von nur sieben Dollar, Eis, Salz, einem Ventilator mit Elektroantrieb und vor allem einer gehörigen Portion Erfindungsreichtum entwickelte Birdseye die erste Schockgefrieranlage. Diese ermöglichte es ihm erstmals ganze Fische, Fischfilets, Gemüse, Fleisch und andere Lebensmittel innerhalb kürzester Zeit schonend tiefzukühlen.
Minus 18 Grad Celsius!
Den Nutzen des Tiefkühlens breiten Bevölkerungsschichten zugänglich zu machen, hatte Clarence Birdseye von Anfang an im Blick. So sorgte er dafür, dass die neue Angebotsform über den Lebensmittelhandel in die Hände der Verbraucher gelangte.
Die heute noch allgemeingültige, empfohlene Lagertemperatur für tiefgekühlte Produkte ist minus 18 Grad Celsius. Sie beruht auf den wissenschaftlichen Erkenntnissen von Birdseye. Der Meeresbiologe fand heraus, dass sich Lebensmittel, wenn sie erst einmal tiefgekühlt waren, am besten bei einer Temperatur von 0 Grad Fahrenheit aufbewahren ließen. Ab 0 Grad Fahrenheit kommen die Zellaktivitäten komplett zum Stillstand, die sonst zum Verderb führen würden. Die Temperaturangabe in Fahrenheit wurde weltweit übernommen und in Grad Celsius umgerechnet: 0 Grad Fahrenheit entsprechen genau minus 18 Grad Celsius.
Die ersten TK-Produkte auf dem deutschen Markt
Es dauerte noch ein paar Jahre, bis die ersten tiefgekühlten Lebensmittel den Sprung über den großen Teich schafften: Im Jahr 1955 wurden auf der anuga, der Allgemeinen Nahrungs- und Genussmittel-Ausstellung in Köln, erstmals TK-Produkte gezeigt. Sechs Tiefkühlproduzenten stellten dem Handel ihre Produkte vor.
Schon ein Jahr später wurde im Rheinland der so genannte „Köln-Bonner-Truhentest“ durchgeführt: In der Rhein-Region wurden 400 Truhen aufgestellt, in denen mutige Lebensmittelhändler ihren Kunden erstmals tiefgekühlte Waren anbieten konnten – mit durchschlagendem Erfolg!
1960, kurz nach Einführung der neuen Produkte aus der Tiefkühltruhe, lag der Pro-Kopf-Verbrauch bei durchschnittlich 400 Gramm. Heute verzehrt jeder Bundesbürger durchschnittlich 41 Kilogramm im Jahr. Die Lust auf das Lebensmittelangebot aus der Kälte hat sich verhundertfacht!
Quelle: ots