Münster – Die Trumpfkarte der deutschen Fruchtsaft-Industrie ist nach wie vor der Fruchtsaft, der aus 100 Prozent Obst besteht. „Darauf“, so Präsident Wilfried Bertrams auf der diesjährigen Mitgliederversammlung des Verbandes in Münster, „sind die 380 Unternehmen unserer Branche sehr stolz, denn diese Vielfalt und Qualität sucht in Europa ihres gleichen.“
Die Bemühungen der Keltereien, ein breites Spektrum an Fruchtsäften anzubieten, honorieren die Verbraucher, in dem sie die speziellen Angebote der Unternehmen nachfragen. Trends wie Regionalität, besondere Mischungen oder sortenreine Fruchtsäfte setzen sich im Fruchtsaftmarkt zunehmend durch. Jeder Deutsche trinkt im Jahr insgesamt 33,2 Liter Fruchtsaft und Fruchtnektar, davon allein 8,5 Liter Apfel- und 7,8 Liter Orangensaft. Der Apfeldirektsaft konnte sich auf über 25 Prozent des Apfelsaftkonsums steigern. Knapp 75 Prozent beträgt der Anteil der Apfelsäfte aus Apfelsaftkonzentrat. Nicht nur im Fruchtsaftbereich ist der Apfelsaft der Beliebteste. 87 Prozent aller Schorlen, die in Deutschland getrunken werden, sind Apfelsaftschorlen.
Die Branche 2012 in Zahlen
Die Fruchtsaft-Industrie hat im Jahr 2012 ein Umsatzplus von rund 2 Prozent und damit 3,9 Milliarden Euro Umsatz erreicht. Die Menge war aufgrund von Preiserhöhungen in Folge der gestiegenen Kosten rückläufig. Neben den Kostensteigerungen in vielen Rohwarenbereichen sind es vor allem die massiv gestiegenen Energiekosten, die die Fruchtsaft-Hersteller betriebswirtschaftlich in die Enge treiben.
Insgesamt wurden an Fruchtsaft, Fruchtnektar und stillen Fruchtsaftgetränken 3,7 Milliarden Liter hergestellt. Die deutsche Fruchtsaft-Industrie verarbeitete 2012 ca. 900.000 Tonnen Obst, davon waren ca. 700.000 Tonnen Streuobst. Der Anteil der in Deutschland verarbeiteten Rohware konnte damit insgesamt um rund 100.000 Tonnen gesteigert werden. Hierbei ist nicht nur der große Anteil von Apfelsaft von Belang, Deutschland ist auch ein bedeutender Verarbeiter von Karotten. Ein weiterer Grund ist sicher auch darin zu sehen, dass Betriebe, die einen engen Kontakt zur Rohware haben, sich in den letzten Jahren am Markt besser entwickelt haben. Die Ergebnisse bei der Eigenkelterung von Apfelsaft zeigen die nach wie vor große Verarbeitungskapazität und Bereitschaft der deutschen Fruchtsaft-Industrie, Mostäpfeln aufzunehmen. Durchschnittlich ein Drittel der bundesweiten Apfelernte geht in die Verarbeitung, davon der weitaus überwiegende Teil in die Fruchtsaft-Industrie. Auch die Zunahme von Direktsäften und die damit verbundenen notwendigen Investitionen in Tanklager wurden in den letzten Jahren, teils mit staatlicher Unterstützung, ausgebaut.
Die meisten Fruchtsafthersteller, fast 24 Prozent, haben ihren Sitz in Baden-Württemberg, gefolgt von Bayern mit gut 17 Prozent sowie Hessen und Sachsen mit etwa jeweils 14 Prozent der Betriebe in Deutschland.
Deutschland bleibt Fruchtsaft-Weltmeister
Der Pro-Kopf-Verbrauch 2012 von Fruchtsäften und -nektaren sank um 1,8 Liter auf 33,2 Liter. Die Fruchtsäfte lagen bei 22,0 Litern, die Fruchtnektare bei 9,9 Litern. Die verbleibenden 1,3 Liter fallen auf Gemüsesäfte und -nektare. Nach wie vor hält Deutschland damit den Titel des Fruchtsaft-Weltmeisters. Norwegen ist Deutschland mit einem Pro-Kopf-Konsum von 31,9 Litern dicht auf den Fersen, Finnland verzeichnet 29,5 Liter. Der EU-Durchschnitt liegt bei 20,6 Litern pro Kopf im Jahr 2012.
Während in Deutschland 2012 Apfelsaft wieder den Pro-Kopf-Konsum mit 8,5 Litern anführt, gefolgt von Orangensaft mit 7,8 Litern, ist weltweit gesehen Orangensaft die wichtigste Fruchtsaftsorte: Jeder zweite Liter Fruchtsaft, der weltweit konsumiert wird, ist Orangensaft.