Hamburg – Deutschland gilt als Vorreiter der Energiewende, aber auch andere Länder folgen, so etwa Argentinien. Dort spielen politische und geografische Rahmenbedingungen eine große Rolle.
Europäische Länder haben strenge Vorgaben bezüglich des Ausbaus Erneuerbarer Energien. So setzt das EU-Klima- und Energiepaket jedem Land spezifische Ziele, die es bis 2020 zu erreichen hat. Doch auch Länder, die keine strengen Vorgaben haben, ziehen nach – zum Beispiel Argentinien. Eine motivierte Regierung treibt den Ausbau Erneuerbarer Energien durch Ausschreibungen voran und hat sich selbst ambitionierte Ziele für die nächsten Jahre gesetzt. Das EEHH-Cluster stellt den südamerikanischen Aufsteiger vor und gibt Einblicke in Projekte und Vorhaben seiner Mitglieder vor Ort.
Aufschwung in Südamerika: Argentinien
Auch Länder auf anderen Kontinenten haben große Ambitionen, auf grünen Strom umzusteigen – so etwa Argentinien. Das Potential des südamerikanischen Landes ist noch längst nicht ausgeschöpft. Das östliche Patagonien im Süden des Landes mit seinem immerwährenden starken Wind ist ideal geeignet für Windparks. Der sehr trockene Nordwesten bietet sehr gute geografische Bedingungen für Solarenergie. Die konservative Regierung um Präsident Mauricio Macri hat diese Chancen erkannt und 2017 zum „Year of Renewable Energy“ erklärt. Bis Ende diesen Jahres will sie acht Prozent des Stromverbrauchs mit Erneuerbaren Energien decken. Bis 2025 soll der Anteil von aktuell etwa zwei Prozent auf 20 Prozent, beziehungsweise 10.000 MW, gesteigert werden.
Um diese ehrgeizigen Ziele zu erreichen, fördert der argentinische Staat den Wettbewerb mit Ausschreibungen. Im Rahmen des Programms „RenovAr“ werden durch internationale Ausschreibungen Projekte über eine bestimmte Höhe vergeben. Unternehmen, die einen Zuschlag erhalten, schließen einen Stromabnahmevertrag mit dem Verwaltungsunternehmen des Energiemarkts Cammesa ab. Insgesamt wurden in der ersten Ausschreibungsrunde über 1.000 MW Leistung ausgeschrieben; Gebote gingen für über 6.000 MW ein. Den größten Anteil erhielten Wind- und Solarprojekte. Biomasse, Kleinwasserkraft und Biogas erhielten kleinere Anteile. Aktuell läuft die zweite Runde, in der 1.200 MW ausgeschrieben sind. Angebote für Projekte können noch bis Mitte Oktober 2017 eingereicht werden. Das gesamte Projekt wird mit Hilfe der Weltbank, die Bürge des Finanzierungsfonds ist, umgesetzt.
Ausschreibungen wie diese können helfen, das Vertrauen solventer Investitoren zurückzugewinnen. Argentinien war 2001 und 2014 zahlungsunfähig geworden und erholt sich nun dank Macris Wirtschaftspolitik wieder. „Wir sehen an der sechsfachen Überzeichnung der ersten Ausschreibungsrunde das große internationale Interesse am Windmarkt Argentinien. Mit den sehr starken Winden und kräftiger Sonneneinstrahlung konnten auch sehr niedrig bepreiste Projekte bezuschlagt werden. Wir gehen von einer weiteren positiven Entwicklung des Marktes aus“, sagt Jan Rispens, Geschäftsführer des Clusters Erneuerbare Energien Hamburg.
Nordex-Gruppe erhält Aufträge über 290 MW
Einige EEHH-Mitglieder sind bereits in Argentinien vertreten. Im Januar 2017 hat Nordex zwei Aufträge über insgesamt 148 MW im Land bekanntgegeben. Nordex Acciona Windpower soll für die Projekte „La Castellana“ 32 Turbinen und für „Achiras“ 15 Turbinen liefern. Baubeginn ist im vierten Quartal 2017, Bauende für Sommer 2018 anvisiert. Central Puerto, Buenos Aires, einer der bedeutensten privaten Energieversorger des Landes, realisiert beide Projekte und hat zuvor im Rahmen von „RenovAr“ gewonnen.
Investitionen seit über 50 Jahren: Siemens
Siemens exportierte 1956 erstmals ein 300 MW-Kraftwerk nach Argentinien und ist auch in anderen Bereichen schon lange in dem südamerikanischen Land vertreten. Im September vergangenen Jahres kündigte Siemens’ CEO Joe Kaeser an, in den nächsten fünf Jahren Projekte in Höhe von fünf Milliarden Euro umsetzen zu wollen. „Bis 2020 wollen wir unser Geschäft in Argentinien verdoppeln“, sagte der Konzern-Chef. 2018 wird Siemens Gamesa Renewable Energy 28 Windturbinen mit einen Gesamtleistung von 97 MW nach Argentinien liefern. Diese sind für einen Windpark in der westlich gelegenen Provinz La Rioja vorgesehen.
Neues Potential in Argentinien entdeckt: Senvion
Senvion gehört zu den führenden Windanlagen-Herstellern weltweit. Das Unternehmen hat sich für den argentinischen Markt kurz- und mittelfristige Ziele gesetzt und hält die Ausschreibungen für sinnvoll. Pablo Necochea, Business Development Manager for New Markets, von Senvion sagt: „Die Ausschreibungen in Argentinien wurden sehr schnell organisiert und haben den Markt in Gang gebracht.“ Senvion gehört zu den Sponsoren des zweiten Argentinian Renewable Energy Congress, der im Oktober 2017 in Buenos Aires stattfindet. Auf der Tagung stellen Experten Projektmöglichkeiten in Argentinien vor. Es gibt auch bereits einen konkreten Auftrag: Senvion wird 27 Windenergieanlagen an Eren Renewable Energy liefern. Das Projekt hat ebenfalls in der ersten Renovar-Ausschreibungsrunde im Oktober 2016 gewonnen.
Quelle: Erneuerbare Energien Hamburg Clusteragentur GmbH/c/o JDB MEDIA GmbH