Das bewegt die Bundeswehr – größter logistischer Kraftakt bewältigt
Bonn – Wenn ein Einsatz zu Ende geht, dann gehen nicht nur die Soldaten. Auch Unmengen von Material wie zum Beispiel Panzer, Lastwagen und Container müssen bewegt werden. Vor dieser Herausforderung standen die Logistiker der Streitkräftebasis mit dem Ende des ISAF-Einsatzes. Mit dem Abzug aus Afghanistan organisierten sie in den letzten Monaten den größten logistischen Kraftakt in der Geschichte der Bundeswehr.
Über tausend Fahrzeuge und tonnenweise Container wurden zusammengestellt, begutachtet und schließlich für den Rücktransport nach Deutschland vorbereitet. Doch vor dem eigentlichen Transport mussten grundsätzliche Dinge geklärt werden: Welches Material kann zuerst weg, was wird bis zum Schluss benötigt? Welche Transportmittel kommen in Frage und welche Routen wählt man aus? Was sind die kostengünstigsten Maßnahmen? Alle diese Fragen wurden im Vorfeld des „Redeployment“, wie die Soldaten die Rückverlegung nennen, sorgfältig geklärt.
* Sorgfältige Planung seit 2011 *
Am Ende der Überlegungen gab es drei Möglichkeiten: Sicherheitsempfindliches Material – wie beispielsweise Waffen und Munition – gingen per Direktflug von Mazar-e Sharif nach Deutschland. Weitere Möglichkeiten zur Rückverlegung boten der Landweg über Schiene und Straße oder aber die sichere und günstige Route über die türkische Hafenstadt Trabzon: Zunächst flog man das Material mit gecharterten Transportflugzeugen des Typs Antonov „AN-124“ aus Afghanistan aus. Um Kosten zu sparen, endeten die Transportflüge am Schwarzen Meer. Auf einer großen betonierten Fläche im Hafen entstand für das Material der Bundeswehr eine Art Zwischenlager, das schon bald unter dem Namen „Blaue Platte“ bekannt wurde. Blau ist schließlich die traditionelle Farbe der Logistiker.
Immer wenn genügend Material auf der „Blauen Platte“ stand, charterten die Logistiker entweder selbst ein so genanntes RoRo-Schiff oder aber beluden reguläre Containerschiffe mit freier Kapazität. RoRo steht dabei für „Roll on Roll off“ und bedeutet, dass die Logistiker die Ladung unmittelbar auf das Schiff fahren. So gelangten Fahrzeuge, Container und Material auf dem Seeweg nach Deutschland. Die Stadt Trabzon ist so zu dem Dreh- und Angelpunkt für den Rücktransport des deutschen ISAF-Materials geworden. Spezialisten der Streitkräftebasis sorgten hier für den reibungslosen Umschlag.
* Wichtige Kooperationspartner *
Der Einsatz gecharterter Flugzeuge und Schiffe macht deutlich, wie wichtig die Zusammenarbeit der Bundeswehr mit der Wirtschaft ist. Neben ökonomischen Gründen geht es hier vor allem um die Ergänzung von Spezialwissen und speziellen logistischen Fähigkeiten. Von dieser gemeinsamen Arbeit profitieren beide Seiten. Die Bundeswehr wird auch in Zukunft an Kooperationen mit Fachunternehmen größtes Interesse haben. Auch die Zusammenarbeit der Streitkräftebasis mit anderen Organisationsbereichen der Bundeswehr verlief reibungslos. So führten die Soldaten zum Beispiel gemeinsam mit der zivilen Wehrverwaltung in Afghanistan gebrauchtes Material einer Verwertung vor Ort zu, was weitere Kosten einsparte.
Zum Abschluss des ISAF-Einsatzes dürfen die Logistiker der Bundeswehr stolz auf ihre Leistung sein. Vizeadmiral Manfred Nielson, Inspekteur der Streitkräftebasis, erklärt: „Wir haben den bisher größten Einsatz der Bundeswehr mit einem logistischen Kraftakt erfolgreich beendet. Dafür danke ich allen Beteiligten. Sie haben einen großartigen Job gemacht – darauf können wir alle stolz sein.“
Fahlen und Fakten:
- 2011 planten die Logistiker den Rücktransport des Materials aus Afghanistan, das sogenannte Redeployment.
- Etwa 2.400 Container-Äquivalente Material wurden transportiert, darunter befand sich auch eine Vielzahl Funktionscontainer.
- Rund 1.000 Fahrzeuge und Geräte wurden überführt.
- Über 170 Transportflüge aus Afghanistan gingen nach Trabzon.
- Circa 23.000 Tonnen Material mussten bewegt werden.
- Anfang 2015 wird das fünfte und letzte RoRo-Schiff Trabzon verlassen.
Quelle: ots