Hannover – Ergonomie und Digitalisierung prägen die Arbeitsabläufe in Produktion und Logistik. Auch die Hersteller von Kranen und Krananlagen müssen sich den veränderten Herausforderungen stellen und präsentieren sich auf der CeMAT im neu konzipierten Ausstellungsbereich „Cranes & Lifting Equipment Pavilion“ in der Halle 27. „Dort bieten wir der Branche eine exzellente Plattform, um sich in einem dynamischen Umfeld zu präsentieren. Die Hersteller von Kranen und Hebezeugen werden dort sowohl die eigene Kompetenz demonstrieren als auch darüber informieren, wie ihre Produkte künftig in einer völlig vernetzten und automatisierten Logistikkette integriert werden“, sagt Wolfgang Pech, Geschäftsbereichsleiter bei der Deutschen Messe AG.
Intelligente Systemlösungen sind gefragt
„Wie in vielen anderen Bereichen geht auch der Trend in der Kranbranche unter dem Schlagwort Industrie 4.0 eindeutig hin zu den intelligenten Systemen“, erklärt Thomas Kraus, Support Center Director bei der Künzelsauer Stahl CraneSystems GmbH. „Die Verknüpfung der einzelnen Prozessschritte zu einem Ganzen beinhaltet zunehmend auch die Krananlagen.“ Die Steuerung der Krananlagen per Tablet oder Smart Gagdets, die Sammlung und Auswertung der Prozessdaten – all dies werde mittelfristig diese Branche prägen.
Das bestätigt auch Wilfried Neuhaus-Galladé, Vorstand des VDMA-Fachverbands Fördertechnik und Intralogistik sowie Geschäftsführer beim Wittener Hebezeugeanbieter J.D. Neuhaus. „Für eine erfolgreiche Umsetzung müssen unsere Unternehmen jedoch noch zahlreiche Herausforderungen meistern“, sagt Neuhaus-Galladé. „Im Mittelpunkt stehen dabei häufig hohe Investitionskosten und ein noch nicht klar definierbarer beziehungsweise definierter Nutzen.“ Auch Sicherheitsbedenken bei der IT spielten bei vielen Entscheidern zurzeit noch eine wichtige Rolle, ebenso das Fehlen verbindlicher Standards. Die Kranbranche müsse und werde sich natürlich dieser Herausforderung stellen. Darüber hinaus würden aus seiner Sicht kundenspezifische Lösungen künftig eine noch größere Rolle spielen als bisher – sowohl in Bezug auf das Engineering als auch auf die Komplexität der Anlagen. Damit steige auch der Dokumentationsaufwand. Und je komplexer die Anlage, desto wichtiger werden die Serviceleistungen der Hersteller, um störungsfreie Produktionsabläufe im 24/7-Betrieb zu gewährleisten.
Fördertechnik nimmt Vorreiterrolle ein
Selbstverständlich beschäftige sich auch sein Unternehmen mit dem Thema Industrie 4.0. „Da unser Kerngeschäft das Antriebsmedium Druckluft ist, besteht die Herausforderung für uns darin, elektro-pneumatische Steuerungssysteme zu entwickeln, die unsere Produkte für die Digitalisierung kompatibel machen“, erklärt Neuhaus-Galladé. „Bei den meist rauen Bedingungen, unter denen unsere Hebezeuge und Krananlagen eingesetzt werden, kommt dieses Thema jedoch eher weniger zum Tragen.“ In diesem Zusammenhang könne er darauf verweisen, dass J.D. Neuhaus bereits Mitte der 1990er Jahre eine Anwendung realisiert habe, bei der mehrere Hebezeuge untereinander kommuniziert hätten. Also schon lange, bevor der Begriff Industrie 4.0 aufkam. „Sicher haben andere Kran- und Hebezeughersteller ähnliche Beispiele parat“, sagt Neuhaus-Galladé. „Und das zeigt doch, dass die Fördertechnik seit jeher in vielen Themenbereichen eine Vorreiterrolle einnimmt.“
Demografischer Wandel spielt eine Rolle
„Vor dem Hintergrund des demografischen Wandels müssen wir uns konkret Gedanken machen, wie wir die Arbeitsbelastung für Mitarbeiter in der Logistik reduzieren und damit die Arbeitsfähigkeit nachhaltig steigern können“, sagt Marc Rieser, Geschäftsführer der Vetter Krantechnik GmbH mit Sitz in Siegen. „Individuelle Lösungen im Sinne des Kunden bei gleichzeitig kurzen Lieferzeiten werden zukünftig gefragt sein.“ Auch das Thema Industrie 4.0 spiele für seine Branche eine immer wichtigere Rolle. „Im Kranbau speziell kann das bedeuten, dass beispielsweise Preventive-Maintenance-Module die Anlagenverfügbarkeit erhöhen und Ausfallzeiten reduzieren können.“
Hier erwarte er von der CeMAT 2016 wichtige Impulse gerade für den Mittelstand. Denn das Thema Industrie 4.0 gehe mittlerweile jeden an. „Für uns wäre es interessant zu erfahren, wie eine Vernetzung von Maschine und Krananlage konkret erfolgen kann – insbesondere im Hinblick auf manuell bediente Arbeitsplatzkrane“, fragt Marc Rieser. „Und im Hinblick auf präventive Servicemodule: Was bietet die einschlägige Hebezeug-Industrie aktuell?“
Quelle: ots