Düsseldorf – „Die Arbeitslosenzahlen sind zwar so niedrig wie seit Jahrzehnten nicht mehr, doch Grund, sich zurück zu lehnen, besteht angesichts der rasant fortschreitenden Automatisierung nicht“, sagt Dr. Martin Sonnenschein, Partner und Europachef bei A.T. Kearney. „In zwanzig Jahren wird fast die Hälfte der heutigen Arbeitsplätze in Deutschland durch Roboter ersetzt werden, die die Jobs effizienter erledigen können. Das fordert uns viel Veränderungsbereitschaft und Flexibilität ab. Wer sie aufbringt, kann von diesem drastischen Wandel aber auch profitieren – als Arbeitnehmer und als Arbeitgeber.“
Im Rahmen ihrer Gesellschaftsinitiative „Deutschland 2064 – die Welt unserer Kinder“ hat die Unternehmensberatung A.T. Kearney untersucht, welchen Einfluss Roboter und Automatisierung zukünftig auf unsere Arbeitswelt haben werden. Die Berechnungen, die A.T. Kearney in Anlehnung an die Forschungsarbeiten der Oxfordprofessoren Carl Benedikt Frey und Michael Osborne für den deutschen Arbeitsmarkt durchgeführt hat, bestimmen, wie wahrscheinlich die Automatisierung in rund 1.300 Berufen ist.
Nach A.T. Kearneys Analysen weisen in der Bundesrepublik über 300 und damit ein Viertel aller Jobprofile ein hohes Automatisierungsrisiko in den nächsten beiden Jahrzehnte auf. Der mögliche Effekt für den Arbeitsmarkt ist drastisch, weil in diesen Bereichen 17,2 Mio. Männer und Frauen beschäftigt sind – das sind 45% aller Beschäftigten. Allerdings entfällt auch ein Beruf mit hoher Automatisierungswahrscheinlichkeit nicht zwangsläufig vollständig.
Zu den 10 Top gefährdeten Berufen in Deutschland gehören Büro- und Sekretariatstätigkeiten, Berufe in Verkauf und Gastronomie oder kaufmännischer und technischer Betriebswirtschaft. Auch Köche und Bankkaufleute sind bedroht.
Die Top 10 der nicht bedrohten Berufe betreffen vor allem Branchen, in denen Empathie oder emotionale Intelligenz gefordert sind: So in der Pflege, Erziehung und Sozialarbeit oder auch bei Führungsaufgaben und in Forschung und Lehre. Auch viele MINT Berufe gelten als Roboter-resistent.
„Es macht keinen Sinn, rasant wandelnden Jobprofilen nachzutrauern“, so Dr. Volker Lang, verantwortlich für die Studie „Wie werden wir morgen leben?“ und Partner bei A.T. Kearney. „Bei der Einführung der Eisenbahn hieß es, jetzt seien Kutscher und Droschkenfahrer bedroht. Doch tatsächlich haben technologische Innovationen und Strukturwandel bisher auch neue Jobs und Wohlstand mit sich gebracht. So wird auch die fortschreitende Automatisierung neue Optionen eröffnen, die zu neuen Tätigkeitsfeldern mit Wachstumspotential führen werden.“
„Der Einzug von Robotern wird große Teile unserer Arbeitswelt auf den Kopf stellen“, betont Europachef Sonnenschein. „Das betrifft nicht nur die gefährdeten Jobs, sondern alle Arbeitsbereiche. Wir können abwarten und uns von der Automatisierung überrollen lassen. Oder wir können uns mit Mut zu Wandel und Veränderung darauf einlassen – und flexibel und neugierig nach den neuen Möglichkeiten suchen, die sich daraus ergeben. Das ist die Art von gesellschaftlicher Offenheit, die wir mit unserer Initiative ‚Deutschland 2064 – die Welt unserer Kinder‘ unterstützen wollen.“
Quelle: ots