Erfolgreich ist nur, wer Zuständigkeiten erkennt und annimmt
Überall auf der Welt ziehen Schüler seit Monaten an jedem Freitag geschlossen für den Klimaschutz auf die Straße. „Fridays for future“, lautet das gemeinsame Motto, von dem man natürlich halten kann, was man will. Eines aber zeigt die Bewegung allemal: Nämlich die Tatsache, dass immer mehr Menschen erkennen, dass die Mächtigen der Welt ihrer Verantwortung nicht nachkommen. In Sachen Klimawandel, aber auch bei vielen anderen großen und kleinen Themen scheint sich schlichtweg niemand zuständig zu fühlen. Das gilt nicht nur für die Führungselite und die großen globalen Herausforderungen, sondern für alle Menschen und all das, was sie tagtäglich tun.
Verantwortung – ist am Anfang immer erst was positives …
Wohl jeder Mensch fühlt sich zunächst einmal gut, wenn er die Verantwortung für etwas übertragen bekommt. Schließlich ist dies eine Bestätigung seiner Kompetenz und ein Zeichen dafür, dass ihm die anderen vertrauen. Was die wenigsten dabei bedenken ist, dass derjenige, der Verantwortung übernimmt, auch in der Pflicht ist, seiner Verantwortung nachzukommen. Das heißt, dass er auch für etwaige Fehler gerade stehen muss. Zuständig sein bedeutet eben nicht, dass man sich – einmal in eine verantwortungsvolle Position gehoben – zurücklehnen und vom Glanz vergangener Leistungen leben kann. Zuständig sein bedeutet vielmehr einen Haufen Arbeit. Genau das ist der Grund dafür, dass viele Menschen Verantwortung erst gar nicht übernehmen und Pflichten ablehnen.
Wer nicht verantwortlich ist, kann nicht belangt werden, wenn mal etwas schiefgeht. Das ist natürlich bequem – und zwar unabhängig davon, ob es um die großen Themen der Welt geht oder Alltagssituationen im Kleinen. Nicht nur in der Politik, auch bei Kundenfragen im Supermarkt, bei der Bestellung im Restaurant, dem Anruf bei einer Service-Hotline, auf dem Amt oder auf der Arbeit fühlt sich oftmals niemand zuständig. Situationen wie diese begegnen allen Menschen immer wieder. Egal, ob es sich um den Angestellten im Baumarkt oder einen hochrangigen politischen Entscheider handelt: Die meisten sind offenbar der Meinung, Verpflichtung sei reine Pflicht – und damit etwas, das man ungern tut und gerne abgibt. Das aber ist viel zu kurz gedacht. Zuständig zu sein bedeutet nämlich mehr. Es bedeutet, sowohl berechtigt als auch verpflichtet zu sein, etwas zu tun.
Verpflichtung ist also weitaus mehr als nur Pflicht. Sie ist damit nicht per se negativ zu sehen. Ganz im Gegenteil: Wer verpflichtet ist, hat zugleich die Berechtigung, etwas zu tun.
Auf der Arbeit stellt sich die Frage, wer eigentlich wofür die Verantwortung trägt, an jedem Tag aufs Neue. Wenn im Job etwas schief läuft, will es allerdings meist niemand gewesen sein. Spätestens dann kommt die Frage auf, wer für die in den Sand gesetzte Aufgabe überhaupt zuständig war: Hat jemand von der höheren Ebene in Vorstand oder Aufsichtsrat vorab eine falsche Entscheidung getroffen? Oder wurde die Aufgabe trotz richtiger Anleitung auf Seiten der Belegschaft vergeigt? An dieser Stelle wird klar, wie wichtig es ist, Zuständigkeiten von vorneherein klar zu definieren. Nur, wenn allen bekannt ist, wer für was verantwortlich zeichnet, kann verhindert werden, dass Ursachen ungeklärt bleiben und sich Fehler wiederholen.
Dieses Beispiel steht stellvertretend für alle Bereiche des Lebens. Egal, ob es sich um Gesundheit, Partnerschaft, Freundschaften, Geld, Zeit, persönliche Entwicklung oder die Erziehung handelt: In jeder Position und Lebenslage muss man sich zuerst die Frage stellen, wer zuständig dafür ist, dass die Dinge gelingen. Oftmals liegt die Verantwortung dafür bei jedem selbst. Es ist eben nicht die Krankenkasse und auch nicht der Arzt, die dafür zuständig sind, dass der einzelne gesund bleibt. Dafür ist jeder ganz allein verantwortlich. Jeder Mensch muss sich an jedem Tag aufs Neue zuständig fühlen für das Gelingen seiner eigenen Sachen und dazu die richtigen Entscheidungen treffen. Zuständig sein heißt also, Verantwortung zu übernehmen. Jeder entscheidet selbst über Erfolg oder Nichterfolg einer Sache und ist in der Pflicht, sich selbst um das Gelingen zu kümmern. Wer verpflichtet ist, hat gleichzeitig auch die Berechtigung, etwas zu tun – unabhängig davon, in welcher Lebenslage er sich gerade befindet. Man muss keine Führungskraft, kein Unternehmer und auch kein Spielführer sein, um die Weichen für sein Leben richtig zu stellen.
Jeder, der begreift, dass er selbst für sein Glück zuständig ist, hat die Möglichkeit, sein Leben aktiv zu verbessern. Natürlich kann man nicht über alle Bereiche seines Lebens bestimmen, und doch lassen sich viele Dinge beeinflussen. Dazu muss man zuallererst eines: nämlich seine Zuständigkeit erkennen und die dazugehörigen Pflichten übernehmen. Dies gilt für den „kleinen Mann“ genauso wie für die Führungselite der Welt.
Über den Autor:
Bernd Kiesewetter ist Vortragsredner, Mentor und Autor sowie Unternehmer aus Leidenschaft. Er ist an mehreren Unternehmen verschiedener Branchen beteiligt und gibt deswegen ausschließlich fundiertes Praxiswissen weiter. Seit mehr als 30 Jahren kennt er extreme Höhen, aber auch tiefe Krisen, wie sie den meisten Menschen in der Regel hoffentlich erspart bleiben.
Im Jahr 2018 hat er mehrere Bücher und Artikel veröffentlicht, so unter anderem sein Hauptwerk „Mission Verantwortung – warum Erfolg Deine Entscheidung ist“ (Business Village), „Verantwortung tragen: Impulse für Führungs- und Zukunftsbewusstsein“ (Goldegg Verlag, Hrsg. Stéphane Etrillard) und „60 Ideen von Experten, die dich und die Welt verändern“ (ASV Verlag).
Weitere Informationen unter www.berndkiesewetter.com.