Frankfurt am Main (ots) –
Seit dem 3. Januar 2012 sind wir bei Aktien und Rohstoffwerten leicht übergewichtet. Die Weltkonjunktur belebt sich nicht nur in den USA, sondern auch in den EM und Deutschland. Insgesamt hat sich die europäische Wirtschaft stabilisiert. – Seit einem Jahr sehen wir nun erstmals zyklische Trends und Marktdynamiken, die im Zusammenspiel ein günstiges Umfeld für Risiko-Assets wie Aktien und Rohstoffwerte schaffen. Bei Rentenwerten sind hochverzinsliche Unternehmensanleihen am interessantesten.
Unsere quantitativen Modelle deuten auf eine breit angelegte Belebung der Weltwirtschaft hin. Nicht nur in den USA steigen die Wirtschaftsindikatoren, auch Schwellenländer wie China und Indien melden freundlichere Konjunkturzahlen. In der Eurozone entwickeln sich die Kernländer – vor allem Deutschland – recht positiv. Die Länder an der EWU-Peripherie weisen indes negatives Wachstum auf.
Risikoorientiertere Asset-Allokation
Angesichts der freundlicheren Weltkonjunktur haben wir die Risikogewichtung in unserer taktischen Asset-Allokation ausgebaut. Dafür sprach auch die negative Anlegerstimmung als gegenläufiger Indikator. Am 3. Januar gingen wir zu einer leichten Übergewichtung von Aktien und Rohstoffwerten vs. Liquidität über. Bei Rentenwerten und Immobilienaktien sind wir weiterhin neutral.
Die stärkere Gewichtung von Risiko-Assets bedeutet indes nicht, dass wir unsere Einschätzung für 2012 geändert haben. Wir erwarten vielmehr weiterhin ein schwieriges Jahr. Dabei muss allerdings betont werden, dass Zeiten der Ungewissheit nicht nur mit Volatilität, sondern auch mit Chancen für Wertzuwächse einhergehen. Mehrwert zu schaffen jetzt ist schwieriger als noch vor ein paar Jahrzehnten, als “Buy and Hold”-Strategien erfolgreich sein konnten.
Leben in einer neuen Welt
Heutzutage belasten heftige Stimmungsschwankungen auf Anlegerseite den Markt. Vermögensverwalter und Investoren müssen daher flexibler vorgehen; gefragt ist eine dynamische Allokation. Unsere Übergewichtung von Aktien und Rohstoffwerten entspricht diesem opportunistischen Ansatz.
Dass sich die Welt geändert hat, ist nicht unbedingt negativ. Die Süddeutsche Zeitung titelte am 5./6. Januar “Die Krise hat viel Vertrauen zerstört. Gut so.” Nach den Worten der Autorin war Vertrauen in früheren Jahrzehnten niemals mehr als ein Euphemismus, ein freundlicher Ausdruck für Naivität. So hat sich beispielsweise die Annahme, der Markt könne alles regeln, als naiv erwiesen. Die Autorin, Angelika Slavik, vertritt die Ansicht, die Einführung des Euro ohne ausreichende Regeln für Haushalts- und Währungspolitik sei möglicherweise politisch notwendig gewesen. Doch darauf zu vertrauen, dass diese Konstruktion langfristig tragen würde, sei töricht.
Hohe Risiken weltweit, doch das ist nicht alles
Sich den Realitäten zu stellen ist nicht immer angenehm, doch notwendig. Die Politik muss daher neue, tragfähige Spielregeln ersinnen. Investoren müssen realisieren, dass die Uhren in einer globalen Wirtschaft – mit sehr niedrigen Zinsniveaus – anders ticken. Das gilt umso mehr, als dass die Weltwirtschaft in einem äußerst komplizierten Geflecht politischer und wirtschaftlicher Abhängigkeiten zwischen Ländern, Regionen und Banken funktionieren muss.
Daher kann man es sich nicht leisten, angesichts der Risiken untätig zu bleiben und sich die Chancen entgehen zu lassen. Wir sind uns zwar der Tail Risks (vor allem im Zuge der EMU-Krise) bewusst, doch dürfen diese Risiken nicht das einzig bestimmende Kriterium unserer taktischen Asset-Allokation sein. Andernfalls ließen wir uns von einem einzigen wirtschaftspolitischen Faktor an die Kette legen.
Aktuelle Bewertungen spiegeln bereits viele dieser Unwägbarkeiten wider
Ermutigend ist indes, dass die aktuellen Bewertungen bereits viele dieser Unwägbarkeiten widerspiegeln. Historisch betrachtet liegen die “trailing” KGVs bei globalen Aktien jetzt um über eine Standardabweichung unter dem Durchschnitt der vergangenen 40 Jahre. In Europa befinden sich die Bewertungen im Vergleich zu den Staatsanleihemärkten nahezu auf dem Niveau im Gefolge der Lehman-Krise. Das liegt natürlich ebenso sehr an den niedrigen Anleiherenditen wie an den günstigen Aktienbewertungen. In einem von niedrigem Wachstum bzw. Rezession geprägten Umfeld bewegen sich Anleiherenditen und Aktien in die gleiche Richtung. Gleichwohl sind die Rezessionsrisiken bei diesen Bewertungen zweifelsohne bereits eingepreist.
Im Rahmen der momentanen Asset-Allokation tragen wir Risiken und Chancen in ausreichendem Maße Rechnung. Unsere Positionierung entspricht dabei unseren quantitativen Modellen, die regelmäßig aktualisiert werden. Denn schließlich erfordert ein volatiles Umfeld eine dynamische Herangehensweise.
Was bedeutet ein dynamischer Ansatz für unsere taktische Asset-Allokation?
Wir reagieren auf sich bietende Chancen und sind dabei auch auf unerwartete Schocks vorbereitet. Das bedeutet, dass wir taktisch vorgehen, um die unterschiedlichen Ertragserwartungen bei den verschiedenen Anlageformen zu nutzen. Zudem bauen wir bei ausgeprägten Überzeugungen die Risikopositionen in unserem Portfolio aus, während wir sie zurückfahren, wenn sich die Chancen rarmachen. Dabei geht es uns um ein widerstandsfähiges Portfolio, das wir durch Kombination “sicherer” und “risikoreicher” Assets umsetzen, die in der Krise bzw. zu gewöhnlichen Zeiten positive Erträge abwerfen. Wir setzen vorzugsweise auf unsere Fähigkeit, unserer Timing kurz- bis mittelfristig zu verfeinern. Klar ist, dass heutzutage ein so fundamentaler Wandel stattfindet, dass langfristig ausge-richtete “Buy and Hold”-Strategien ein weitaus höheres Maß an Ungewissheit als jemals zuvor in den Griff bekommen müssen.
Orginal-Meldung: http://www.presseportal.de/pm/66684/2178736/ing-im-marketexpress-chancen-in-einem-dynamischen-umfeld/api