Köln – Weniger Häuser, weniger Wohnungen, weniger Gewerbeimmobilien – dieses Negativ-Szenario könnte auf dem deutschen Immobilienmarkt schon in wenigen Jahren Realität werden. Darauf verweist das Institut der deutschen Wirtschaft Köln in einer soeben vorgelegten Studie. Ausschlaggebend für diese drohende Fehlentwicklung ist eine Neuregelung, auf die sich das Europäische Parlament und die EU-Mitgliedsstaaten geeinigt haben.
So sollen ab 2016 nicht nur Banken, sondern auch europäische Versicherungsunternehmen strenger reguliert werden. Eine Folge des neuen Richtlinienwerks mit dem Namen Solvency II ist, dass Versicherer künftig für bestimmte Kapitalanlagen mehr Eigenkapital vorhalten müssen. Auch Immobilien werden dabei als riskante Anlagen bewertet; für sie sind künftig pauschal 25 Prozent Eigenkapital zu hinterlegen.
Bislang sind die realwirtschaftlichen Folgen dieser neuen Regulierung weitgehend unbeachtet geblieben. Nach Experten-Befragungen, die das IW durchgeführt hat, erwägen aber bereits einige Versicherungsunternehmen, langfristig aus dem Immobiliengeschäft auszusteigen, weil diese Anlageform deutlich an Attraktivität verliert. Dabei sind Versicherer mit ihren direkten und indirekten Investitionen wichtige Geldgeber für die Immobilienwirtschaft. Allein deutsche Erstversicherer halten Immobilien und Grundstücke im Wert von rund 27 Milliarden Euro in ihrem Portfolio – die meisten davon in Deutschland.
Die IW-Wissenschaftler sprechen sich deshalb dafür aus, die Solvency- II-Regelung wegen der negativen realwirtschaftlichen Folgen zu überarbeiten. Andernfalls könnten dem deutschen Immobilienmarkt wichtige stabilitätsorientierte Investoren verloren gehen.
Heide Haas, Kirill Pomogajko, Michael Voigtländer: Die Folgen von Solvency II für die Immobilienwirtschaft, in: IW-Trends 4/2013
Quelle: ots