Stuttgart (ots) –
“Die Erholung des Finanzsystems und die der Realwirtschaft funktionieren nur Hand in Hand, das ist eine wichtige Lehre aus der großen Depression.”
Christina Romer, Professorin in Berkeley und ehemalige Vorsitzende des Council of Economic Advisers von US-Präsident Barack Obama. Auch für Deutschland gilt: Ein stabiles Finanzsystem ist eine notwendige Bedingung für dauerhaftes Wachstum der Wirtschaft. Aber dafür werden grundlegende Veränderungen im Bankensektor benötigt. Es genügt langfristig nicht, die Probleme unter den Teppich staatlicher Garantien und Finanzhilfen zu kehren.
Der Autor, ein ausgewiesener Kenner der Bankenszene, diagnostiziert die Schwachstellen des Status quo in Deutschland. Einführend skizziert er, wie die in den letzten Jahrzehnten deutlich gestiegenen Marktrisiken das Bankensystem beeinträchtigen. Anschließend wird kompakt erläutert, wie Börsen und außerbörsliche Märkte funktionieren. Der folgende Abschnitt liefert eine Bestandsaufnahme der “drei Säulen” des deutschen Bankensystems, bestehend aus Privatbanken, Genossenschaftsbanken und Sparkassen/Landesbanken. Ein Vergleich mit Bankensystemen anderer europäischer Länder zeigt Alternativen auf.
Das zentrale Problem: Strukturelle Veränderungen nach der Finanzmarktkrise werden die Kreditversorgung erschweren. Ferner ist ein Rückgang der Langfristfinanzierung zu erwarten. In der Krise hat sich gezeigt, letztendlich ist nur auf die heimischen Banken Verlass. Fusionen, Brüsseler Restrukturierungsauflagen und verschärfte Kapitalanforderungen werden das Kreditangebot für die Wirtschaft nachhaltig verringern.
Der Autor zeigt zwei parallel anzustrebende Lösungen auf: Die Funktionsfähigkeit der Wertpapiermärkte durch Stärkung der öffentlichen Börsen erhöhen. Die unregulierten OTC-Märkte sollten nach Möglichkeit an die Börsen geholt werden. Marktbeeinflussung sollte durch Erhöhung der Liquidität bekämpft werden. Das macht Märkte berechenbarer und für die Unternehmensfinanzierung mittels Anleihen attraktiver.
Zweitens muss die Schaffung von leistungsfähigen Banken für mittelständische und große international agierende Unternehmen im Zentrum der Reformen stehen. Voraussetzung ist eine stabile Refinanzierung, die durch eine effiziente Kanalisierung von Einlagenüberschüssen im Bankensystem zu organisieren ist. Quelle: Siegfried Jaschinski, Das deutsche Finanzsystem Achillesferse der Wirtschaft? IX, 139 S., Kartoniert, EUR 19,95, ISBN: 978-3-7910-3084-5
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